Beschreibung
Was uns, die wir in Bratislava, in Czernowitz, Varazdin, Wien oder irgendeinem anderen Loch im pannonischen Sumpf geboren sind, von betriebsameren Zeitgenossen auf der Fifth Avenue oder sonstwo unterscheidet, ist eine spezifische Art von Glücksfähigkeit, nämlich: zu verstehen, dass das Leben da ist, schon gewesen, geschützt vor jedwedem Unheil, eine verfallene Zwanzig-Kronen-Note, die man an die Wand hängt, unter Glas, ohne Furcht vor der Inflation. "Das große Glück, schon gewesen zu sein", ist die Erbschaft, die wir von Mitteleuropa bekommen haben: "ein Safe, leer, doch mit einem Schloss davor, das die begierigen Einbrecher entmutigt, was auch immer da zu deponieren". Claudio Magris hat mit "Essere già stati / Schon gewesen sein" einen luziden Monolog voll sanfter Ironie, ein "Mikrodrama", von hinreißender Schönheit und Musikalität geschaffen.
Autorenportrait
Claudio Magris, geb. 1939 in der Vielvölkerstadt Triest, Professor für deutsche Literatur in Triest, hat sich immer als Dolmetscher verschiedener Kulturen verstanden. International bekannt wurde er mit zahlreichen Büchern, in denen er Mitteleuropa als kulturhistorische Einheit begreift, die sich den nationalstaatlichen Markierungen versagt und auch die Länder des Ostens umschließt. Claudio Magris gilt unbestritten als einer der brillantesten Publizisten seines Landes.