Beschreibung
"Theorie und Experiment" liefert eine fundamentale Kritik an der psychologischen Form der Wissensgewinnung noch auf der Basis eines Bekenntnisses zur Experimentalpsychologie: Im Widerspruch zur Funktion, die experimentellen Anordnungen als Pruefinstanz fuer die Theorieentwicklung zugesprochen wird, bleibt die Beziehung zwischen Theorie und Experiment - das "Repräsentanz"-Problem - in der traditionellen Psychologie weitgehend unreflektiert. Einen Grund hierfuer sieht Holzkamp in deren empiristisch-induktivistischer Ausrichtung, der zufolge die Realitaet einerseits als bloss Vorgefundenes, nicht Gemachtes erscheint, andererseits Gedachtes schon fuer die Wirklichkeit genommen, der "konstruktive" Anteil an der Realitaetswahrnehmung negiert wird. Den damit verbundenen Folgen - konzeptionelle Beliebigkeit, Begriffsrealismus, dogmatische Verhaertung theoretischer Auffassungen und Stagnation des Wissenschaftsprozesses - laesst sich nur begegnen, wenn die Psychologie die Begriffe und Fragestellungen, die sie an die Realitaet herantraegt, in die kritische Reflexion einbezieht und die Realitaet jenseits des eigenen (experimentellen) Kontrollbereichs zur Kenntnis nimmt. In ihrem radikalen Impuls weitergedacht, fuehrt die immanente Kritik ueber sich hinaus: "Theorie und Experiment" ist so ein Schritt auf dem Wege zu einer "wirklichen" Psychologie, die in ihrer Erkenntnisweise und Praxis der Subjektivitaet und Gesellschaftlichkeit der Individuen Rechnung traegt.