Beschreibung
In der DDR kannten die Menschen ein geflügeltes Wort: "Das interessiert mich so wenig wie die Wasserstandsmeldungen." Hieß es doch in den Radionachrichten nach dem Wetterbericht immer: "Abschließend die Wasserstände und Tauchtiefen:. Frankfurt/Oder 112 plus 5, Glugow 275 plus drei, Eisenhüttenstatt 237 plus drei." "Wasserstand und Tauchtiefe" ist ein moderner Heimatroman aus der Endmoräne, ein Brandenburg-Opus, in dessen Mittelpunkt ein Vater-Sohn-Konflikt steht. Wir lesen von einer bizarren Geiselnahme, die sich über Monate hinzieht und von der Krankenkasse bezahlt wird. Mark Labitzke führt ein recht einseitiges Zwiegespräch mit seinem Vater, der nach mehreren Schlaganfällen sein Sprachvermögen verloren hat, nun muss er ihm endlich zuhören. Der einstige SED-Funktionär und Bürgermeister ist auf Pflege angewiesen und der Erzähler auf die Rente des Vaters. Zwei Männer - ein Konto. "Wasserstand und Tauchtiefe" sind die letzten Nachrichten aus einem untergegangenen Land. Der Roman handelt von der Sehnsucht nach einer Heimat, von den radikalen Veränderungen der heutigen Arbeitswelt und vom Pflegenotstand einer immer älter werdenden Gesellschaft.
Autorenportrait
Karsten Krampitz, Jahrgang 1969, war gemeinsam mit Peter Wawerzinek Initiator der Trinkerklappe in Wewelsfleth/Schleswig-Holstein. Er hat erfolgreich eine Bettelakademie gegründet und mit Obdachlosen und Junkies Berliner Nobelhotels besetzt. 2004 erhielt Krampitz das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin. In Klagenfurt wurde er 2009 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, im folgenden Jahr war er Klagenfurter Stadtschreiber. Zwischen 2010 und 2013 war der Historiker Promotionsstipendiat der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Im Herbst 2014 wird am Klagenfurter Ensemble sein Theaterstück "Sucht & Ordnung" uraufgeführt. Krampitz hat diverse Romane und Erzählungen veröffentlicht, unter anderem: "Affentöter" (2000), "Der Kaiser vom Knochenberg" (2002) und "Heimgehen" (2009). 2011 gab er zusammen mit Manja Präkels und Markus Liske die literarische Anthologie "Kaltland - Eine Sammlung" zu den Pogromen und Menschenjagden der Nachwendezeit heraus.