Beschreibung
Der kleine Herr Jaromir wohnt im sechsten Stock. Wenn er mit dem Aufzug fährt, springt er so hoch er kann und drückt auf den Knopf. Meist schafft er es bis zur Vier. Die restlichen zwei Treppen geht er dann zu Fuß. Eigentlich ist Herr Jaromir ein Glückspilz: Er macht die allergrößten Seifenblasen, gewinnt bei einem Preisausschreiben und lädt zu einer Weihnachtsfeier in der U-Bahn ein. Einmal bleibt er im Aufzug stecken und pflanzt dort Tomaten an - eine Spezialzüchtung für Gegenden mit wenig Sonne. Kinderbuch des Monats (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur) Die besten 7 Bücher für junge Leser (Deutschlandfunk)
Autorenportrait
Martin Ebbertz, geboren 1962 in Aachen, aufgewachsen in Prüm (Eifel), studierte in Freiburg, Münster und Frankfurt am Main Germanistik, Geschichte und Philosophie. Nebenbei war er Fensterputzer, Mitarbeiter eines ländlichen Kulturamts (als Vermessungsgehilfe und Grenzsteinsetzer), Flohmarkthändler, Antiquar und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift "Am Erker". In Münster trat er auf mit dem literarisch-musikalischen Programm "Gegen den Strich", in Frankfurt überzeugte und gewann er im Wettbewerb "Jeder darf mal" der Romanfabrik - einem Vorläufer des Poetry-Slams. Nach einem Jahr als Lehrer in Frankreich lebte er als freier Schriftsteller zunächst in Frankfurt, dann fünf Jahre in Thessaloniki und 15 Jahre in Boppard am Rhein. Seit 2015 lebt und arbeitet er wieder in Frankfurt. Martin Ebbertz schreibt für Kinder und Erwachsene.
Leseprobe
'Jetzt wohne ich also hier', sagte Herr Jaromir. Die neue Wohnung gefiel ihm sehr gut. Aber noch standen überall Kisten herum und die Regale lagen in alle Einzelteile zerlegt auf dem Boden. Fröhlich lief Herr Jaromir immer wieder von der Küche ins Wohnzimmer und vom Wohnzimmer in die Küche. Und er sagte: 'Wie schön wird es erst sein, wenn alles an seinem Platz steht!' Weil es aber gut überlegt sein wollte, wie man die vielen Sachen in der kleinen Wohnung unterbrachte, fing Herr Jaromir nicht sofort mit Auspacken an. Besser ist es, dachte er sich, wenn ich erst einmal ein wenig herumspaziere und mir meine neue Umgebung ansehe. Der kleine Herr Jaromir spazierte also die Waldstraße entlang. Alle Häuser in dieser Straße sahen genauso aus wie das Haus, in dem Herr Jaromir wohnte. Alle hatten sie zwölf Stockwerke und ein flaches Dach, und sie glichen sich tatsächlich wie ein Ei dem anderen! Herr Jaromir bog von der Waldstraße in den Kastanienweg. Hier gab es genauso wenig Kastanien wie es in der Waldstraße Wald gab, und auch hier sahen alle Häuser aus wie das von Herrn Jaromir. Im Ulmenweg und im Lindenweg war es genauso. 'Es ist wirklich erstaunlich', sagte sich Herr Jaromir. Dann hatte er genug gesehen und wollte wieder nach Hause. Das war eigentlich einfach: Herr Jaromir brauchte nur um zwei Ecken zu biegen und schon war er wieder in der Waldstraße. Dort aber wurde es schwierig. Herr Jaromir stand vor den vielen Häusern der Waldstraße, von denen eins wie das andere aussah. Er las die Hausnummern 325, 327 und 329 und er schlug sich mit der Hand vor den Kopf. 'Es ist aber auch zu dumm!', rief er. 'Jetzt habe ich die Hausnummer vergessen!'