Beschreibung
Amman, Jordanien. Drei Hochzeiten hat die temperamentvolle Palästinenserin Tala, Tochter aus reichem Hause, bereits platzen lassen. Ihre Mutter, stets um den Ruf der Familie besorgt, schäumt vor Wut. Und Tala verspricht: Der vierte Versuch wird klappen! Der Bräutigam ist ein Traummann, und in Amman laufen die Hochzeitsvorbereitungen auf Hochtouren. Da trifft Tala in London ihren alten Freund Ali wieder - und dessen neue Freundin Leyla, die aus einer gutbürgerlichen indischen Familie stammt und lieber Geschichten schreibt, als in der Firma ihres Vaters zu arbeiten. Bald schon geht Tala Leyla nicht mehr aus dem Sinn.
Autorenportrait
Shamim Sarif ist eine vielfach preisgekrönte Autorin und Filmemacherin mit eigener Produktionsgesellschaft und lebt mit ihrer Gefährtin Hanan Kattan und ihren beiden Söhnen in London. 'Mitten ins Herz' ist ihr dritter Roman.
Leseprobe
Als Leyla hörte, dass sie mit Tala und mit Jeff, einem Freund von Ali, Tennis spielen würden, überlief sie ein erwartungsvoller Schauer, auch wenn die Erinnerung an ihre erste Begegnung Ärger in ihr wachrief. Aus irgendeinem Grund - und ohne sie zu fragen - hatte Ali bereits beschlossen, dass die Männer und die Frauen jeweils ein Einzel spielen sollten. Ihr erster Aufschlag landete sterbend ins Netz. Leyla ließ die Schultern kreisen und machte sich erneut bereit, während Tala einen übertriebenen Schritt nach vorn machte. Dieser Schritt, der zu verstehen gab, dass sie näher ans Netz kommen musste, um den langsamen Aufschlag, den sie von Leyla erwartete, zurückzuspielen, ärgerte Leyla maßlos. Sie warf den Ball in die Luft, beobachtete, wie er herunterkam und sprang geschmeidig wie eine Raubkatze hoch, um ihn zu schlagen. Mit einem lauten befriedigenden traf ihr Schläger den Ball, doch der fing sich am Rand des Netzes und landete auf ihrer Seite. Leyla fluchte leise. Tala lächelte. Leyla lächelte grimmig und wandte sich ab. Die Arroganz dieser Frau übertraf jedes Maß. Sie kehrte zu ihrer Aufschlaglinie zurück und holte tief Luft. Sie hatte begriffen, dass dies kein Tennismatch war, sondern Krieg. Beide Gegnerinnen machten schmale Augen. Tala spürte, dass ein Sturmangriff drohte, trat einen Schritt zurück, wiegte ihren Schläger und war bereit. Der Aufschlag war hart und niedrig, aber Tala erwischte den Ball und leitete einen erbitterten Schlagabtausch ein. Vierzig Minuten später beendeten Ali und sein Freund ihr Match, um den beiden Frauen zuzusehen. Der Ball flog hin und her wie besessen, Füße stampften und rutschten, Schläger hieben durch die Luft. Leyla war sich nur vage bewusst, dass ihr das Haar wild um den Kopf flog und das Shirt ihr auf den Rippen klebte, als sie sich zum letzten Aufschlag anschickte, der ihr den Sieg bringen würde.