Beschreibung
9 von 10 Menschen in der Welt werden von ihrer Familie zum Glauben an Jesus geführt. Familien sind somit der effektivste Agent der Evangelisation und Mission. Nichts wirkt sich so positiv auf die Evangelisation aus wie missionarische Familien und nichts so negativ wie der Zerfall gesunder familiärer Strukturen. An der Entwicklung der Familie kann man die Zukunft der Kirche festmachen. Das ist jedenfalls eine der Hauptthesen dieses provozierenden Buches von Johannes Reimer.
Autorenportrait
Johannes Reimer ist Professor an der Universität von Südafrika, Gemeindegründer und Autor verschiedener Bücher zum Thema Gesellschafts- transformation.
Leseprobe
1 Eine überraschende Entdeckung 1.1 Wo kommen Menschen zum Glauben? Das Evangelium ist eine Botschaft an alle Menschen. Wie keine andere Philosophie, Ideologie oder Religion wendet sich das Evangelium den Bedürfnissen aller Menschen, in allen Kulturen und Kontexten zu. Und deshalb sind Christen und die Gemeinde Jesu aufgerufen, ". das ganze Evangelium in die ganze Welt zu tragen". Aber wie tun sie das effektiv? Wo, wie und durch wen kommen Menschen zum Glauben an Jesus Christus? Welche Methoden der Evangelisation und Mission sind besonders geeignet? Man könnte annehmen, es seien vor allem die großen Evangelisationswerke, wohlklingende Namen von Evangelisten, die jetzt an erster Stelle genannt werden müssten. Und tatsächlich kann man für jeden Menschen, den diese gesegneten Diener und Dienerinnen Gottes zum Glauben führen, dankbar sein. Nein, ich will keineswegs den Wert und die Bedeutung der großen nationalen und internationalen Evangelisationswerke herunterspielen. Gott sei Dank, dass es sie gibt. Aber durch sie kommen die meisten Menschen nicht zum Glauben, auch wenn ganze Bibliotheken über das Leben und Werk solcher großer Männer und Frauen berichten. Oder sind es evangelistisch begabte Pastoren und ihre Gemeinden, die eine gewisse evangelistische DNA besitzen? Sind sie es, die die meisten Menschen zu Jesus rufen und führen? Immerhin beschäftigen sich unzählige Bücher, Manuale und Anleitungen mit dem Thema Gemeinde und Evangelisation. Diese Gemeinden sind wichtig, aber auch sie sind es nicht. An erster Stelle stehen weder Werke noch Gemeinden und ihre Amtsträger. Die meisten Menschen kommen weltweit durch ihre Verwandten und Familienmitglieder zum Glauben an Jesus, obwohl ausgerechnet zu diesem Thema kaum geforscht und gearbeitet worden ist. Die wenigen Untersuchungen, die in dieser Richtung gemacht worden sind, bestätigen allerdings diese Aussage. Nach C. B. Samuel, einem indischen Gemeinde- und Missionsleiter, kommen 9 von 10 indischen Konvertiten durch ihre eigene oder eine befreundete Familie zum Glauben an Jesus. Jakob Zweininger, der sich mit den Bekehrungen von Muslimen im zentralasiatischen Kirgisien beschäftigt hat, bestätigt diese Annahme genauso wie Heinrich Klassen, der sich mit der Bekehrung der Menschen in der ehemaligen Sowjetunion auseinandergesetzt hat. David Gitari beschreibt den geistlichen Aufbruch unter den Gabbras im nördlichen Kenia als eine rein kommunale und auf Familien zielende Missionsarbeit. Arnold Motz und Donald Posterski postulieren diese Tatsache für Kanada. Sie haben eine Reihe empirischer Befragungen ausgewertet und stellen fest, dass nur 8% der Menschen über eine kirchliche Veranstaltung zum Glauben gefunden haben. Dem gegenüber stehen 67%, die ihren Glauben auf persönliche Beziehungen im Familien- und Freundeskreis zurückführen. Und auch bei uns in Deutschland ist die Situation keineswegs eine andere. Auch hier sind es allen anderen voran die Mitglieder der eigenen Familie, nahe Verwandte, die dem oder der Suchenden einen ersten Hinweis auf den rettenden Glauben geben. Der amerikanische Missiologe und Gemeindewachstumsexperte Elmer L. Towns fasst die vorhandenen Statistiken zur Evangelisation zusammen und schreibt: "Die Statistik lässt keinen Zweifel - die meisten Neubekehrten kommen durch das Zeugnis ihrer Familienmitglieder oder guter Freunde zu Christus." Überraschend deutlich äußern sich katholische Würdenträger und Theologen zum Thema. Papst Johannes Paul II., der sich intensiv für die Neuevangelisierung Europas einsetzte, nannte die Familie als "erstes Subjekt der Evangelisierung". Andere reden von der Familie als Keimzelle des Glaubens, einem Ort der Gotteserkenntnis. Kardinal Kaspers macht an der Familie gar das Evangelium selbst fest. Deutlicher kann man wohl nicht werden. Familie und Evangelisation gehören wesensmäßig zusammen. Das bezeugen Menschen in unterschiedlichen Ländern und auch in unterschiedlichen christlichen Traditionen. Wie kommen die Menschen in ihr