Beschreibung
«Wir nahmen die Linie 1, die nur kurz unter der Erde und danach die ganze Zeit oben entlangfuhr, was an diesem Tag gar nicht so gut war. Olivia, ihre Mutter und die anderen Engländer blickten durch die Fenster auf einen grauen Himmel über kaputten Häusern, auf überwucherte Brachen und Gleisanlagen, die seit Ewigkeiten außer Betrieb waren. Die Engländer sahen gesund und rotbackig aus, sie strahlten und waren bereit, alles lovely und fantastic zu finden, während die Leute in der U-Bahn tendenziell so grau und trüb und manchmal auch so kaputt wirkten wie die Stadt draußen, was mir ohne Engländer noch nie so sehr aufgefallen war. Leider reichte mein Englisch nicht aus, um das Kaputte und Graue mit Worten interessant zu machen.Am Schlesischen Tor in Kreuzberg stiegen wir aus und gingen bis nah ran an die Mauer. Die Engländer staunten sehr. Sie murmelten wieder: The Wall und machten viele Fotos, von der Mauer und von sich vor der Mauer. Dann stiegen wir alle noch auf eine Aussichtsplattform und guckten rüber in den Osten, wo es eindeutig nicht weniger trüb aussah als im Westen. This is such a shame, sagte Olivias Mutter. Ich erkannte diese Worte wieder aus dem Lied Such A Shame von der britischen Gruppe Talk Talk.»Zwischen der Karl-Marx-Straße in Neukölln, Kudamm-Kinos und KaDeWe, zwischen dem Schrebergarten in Britz, Forum Steglitz und EuropaCenter - eine Zeitreise zu einem verschwundenen Archipel und den Menschen, die ihn bewohnten: West-Berlin. Schillernd komische Geschichten aus der halben Stadt, die es nicht mehr gibt.«Wenn einer eine Stadt wie Berlin volley nehmen kann, dann ist es Ulrike Sterblich.» (Wolfgang Herrndorf)
Autorenportrait
ULRIKE STERBLICH, Politologin und Autorin aus Berlin, lebt weiterhin in ihrer Heimatstadt, wo sie auch als Gastgeberin der Talk- und Lesebuhne «Berlin Bunny Lectures» bekannt wurde. 2012 erschien ihr erfolgreiches Mauerstadt-Memoir «Die halbe Stadt, die es nicht mehr gibt», uber das Wolfgang Herrndorf urteilte: «Zarter, liebevoller, staunender wurde selten eine Jugend, eine Stadt und beider Verschwinden beschrieben.» 2021 veröffentlichte Ulrike Sterblich ihr Romandebüt «The German Girl», ihr zweiter Roman «Drifter» stand 2024 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis.
Informationen zu E-Books
Individuelle Erläuterung zu E-Books