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BlackRock

Eine heimliche Weltmacht greift nach unserem Geld

Erschienen am 16.09.2020, 2. Auflage 2020
Auch erhältlich als:
29,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593512723
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Geld. Macht. BlackRock. Noch nie hat es ein Imperium wie BlackRock gegeben. Mehr als sieben Billionen Dollar verwaltet der amerikanische Vermögensverwalter. Keine Bank, kein Fonds hat annähernd so viel Einfluss. Die New-York-Korrespondentin und Finanzexpertin Heike Buchter ist dem Unternehmen auf der Fährte: Wie konnte nahezu unbemerkt und unbehelligt von Politik und Regulierung in nur kurzer Zeit ein solcher Koloss entstehen? Welche Strategie verfolgt Unternehmenschef Larry Fink? Eines steht fest: Die Macht dieses Global Players stellt unser ganzes Wirtschaftssystem infrage. 'Heike Buchter ist eine gut nachvollziehbare Darstellung der aktuellen Spielart des Kapitalismus gelungen.' SWR 'Lebendig und verständlich führt Buchter durch das Weltreich von Blackrock' Handelsblatt

Autorenportrait

Heike Buchter berichtet seit 2001 von der Wall Street. Als New Yorker Korrespondentin für Die ZEIT sagte sie 2007 ihrer Redaktion die Finanzkrise vorher. Und sie war 2015 die Erste, die BlackRock ins Scheinwerferlicht gerückt hat. 2019 veröffentlichte sie ihr Buch 'Ölbeben'.

Leseprobe

1 BLACKROCK DER MÄCHTIGSTE KONZERN, DEN KEINER KENNT New York, Mai 2020. Nie war die City that never sleeps so still. Noch vor ein paar Wochen, bevor die Stadt täglich Hunderte Tote zu beklagen hatte und zum Epizentrum der Corona-Epidemie wurde, donnerten die Flugzeuge im Fünfminutentakt über die Stadt. Jetzt schauen die wenigen Passanten auf, wenn ein einsamer Flieger auf dem Weg nach JFK oder La Guardia Airport am Himmel kreuzt. Es ist noch nicht lange her, dass die New Yorker sich über die Millionen Besucher beklagten, die den Kopf im Nacken die Wolkenkratzer hinaufstarrten und dabei die Bürgersteige verstopften. Jetzt liegt der Times Square verlassen und die Theater des Broadway sind dunkel. An der Südspitze Manhattans steht der bronzene 'Raging Bull', der Bulle, der die unzähmbare Kraft des Kapitalismus darstellen soll, einsam auf seiner Verkehrsinsel. Die New Yorker Leitbörse, nicht weit davon, ist seit März geschlossen. Zum Handelsauftakt um 9:30 Uhr Ortszeit dürfen abwechselnd der Hausmeister oder der Haustechniker allein auf den Marmor-Balkon des menschenleeren Handelssaales treten und den wichtigsten Klingelknopf der Welt drücken. Der Handel an der 228 Jahre alten Institution geht weiter, jetzt aber nur noch elektronisch. Banken und Investmentunternehmen haben die Besetzung ihrer Handelsräume ausgedünnt, ihre Händler teilweise in Notfallstandorte verlegt oder sie gleich nach Hause geschickt. Dort haben sich die 'Masters of the Universe', denen sonst mindestens vier Bildschirme und ausgefeilte Kommunikationstechnologie zur Verfügung stehen, mit Verlängerungskabeln und Improvisationstalent so genannte 'Rona Rigs' zusammengebastelt wie etwa der Händler, der seinen Laptop auf einem Bügelbrett installiert hat, oder jener Kollege im texanischen Homeoffice, der dem Ganzen mit Whiskeyflaschen und Rifles ein gewisses Lokalkolorit verpasst. Fast fällt es schwer, sich an die Zeit vor der Heimsuchung zu erinnern. Da war sie ein Pflicht-Stopp auf der Liste von New-York-Touristen: die Wall Street. Da war der bereits heisere Reiseleiter, der mit einem Regenschirm fuchtelte und eine Gruppe Chinesen vor die neoklassizistische Fassade der Börse dirigierte. Dort sammelten sich kichernde Teenager aus dem Mittleren Westen Amerikas um ihren genervten Lehrer. Man hörte spanisch, japanisch und deutsch. Ständig wurden Handys und iPads gezückt, Selfies gepostet. Hier, so vermuteten die Besucher, hier also ist das Zentrum unseres Finanzsystems, hier ist die mächtigste Institution des Kapitalismus. Sie irrten. Die mächtigste Institution unseres Finanzsystems befindet sich sechs Kilometer weiter nördlich, fünf Stationen mit der grünen U-Bahn-Linie. Sie verbirgt sich in einem jener verglasten Bürotürme, wie sie längs der Straßenschluchten in New York zu Dutzenden in den Himmel ragen. Wer die Straße in Midtown Manhattan entlangeilt, muss genau hinsehen, um den Namen über den Drehtüren zu entdecken. BlackRock. Der mächtigste Konzern der Welt. Eine Institution, wie es sie nie zuvor gegeben hat. BlackRock ist ein Vermögensverwalter. Aber das ist so, als wenn man sagen würde, Versailles sei ein Sommerhaus oder die Pyramiden ein Haufen Grabsteine. Keine Großbank, kein Versicherer hat diese Reichweite. Goldman Sachs, die Deutsche Bank, die Allianz - sie alle verblassen dagegen. Keine Regierung und keine Zentralbank hat diesen Einblick in die Wirtschaft. Aber vor allem: Niemand beherrscht so viel Kapital. BlackRock verwaltete bis zur Corona-Krise 7,4 Billionen Dollar in seinen Fonds. 80 Millionen Deutsche müssen zwei Jahr lang arbeiten, um diese Summe zu erwirtschaften. Und das ist längst nicht alles. Über die Analyse- und Handelsplattformen des Unternehmens fließen über 20 Billionen Dollar. Eine Zahl mit 13 Nullen. 20 000 000 000 000 Dollar (siehe Grafik 1). Damit laufen inzwischen über 5 Prozent aller Finanzwerte weltweit - Aktien, Anleihen, Devisen, Kreditbriefe, Derivate und Zertifikate - über die Systeme eines einzigen Unternehmens: BlackRock. Von dem nichtssagenden Büroturm in Midtown Manhattan spinnt BlackRock seine Fäden über den ganzen Globus. Wie ein Krake hat der Finanzkonzern seine Tentakeln bis fast in den letzten Winkel der Welt ausgestreckt. In 100 Ländern sind die Amerikaner aktiv. Zu BlackRocks Netz gehören Büros in Bogota, in Brisbane, in Budapest, außerdem Niederlassungen in München, Melbourne und Montreal, in Kapstadt, Kuala Lumpur und Kopenhagen. BlackRocks Vertreter gehen in Finanzministerien ein und aus. Sie beraten die Fed, die US-Notenbank, genauso wie die Europäische Zentralbank (EZB). Zu den Kunden zählen Kaliforniens CalPERS, mit 300 Milliarden Dollar der größte amerikanische Pensionsfonds, genauso wie die Abu Dhabi Investment Authority, der Staatsfonds des glitzernden Öl-Reichs von Dubai, und der Investmentarm von Singapur. BlackRocks Lobbyisten kneten die Regulierer in Washington, DC, und auch die in Brüssel. BlackRock ist Großaktionär bei JPMorgan Chase, Citigroup und Bank of America - den größten Banken der Welt. BlackRock ist zudem einer der führenden Aktionäre der Öl-Giganten ExxonMobil und Chevron. Und auch von Apple, McDonalds und dem Schweizer Nestlé-Konzern. Die New Yorker sind auch längst die größten Eigentümer der Deutschland AG. Sie halten Anteile an jedem Dax-Unternehmen. Sie sind an Deutschlands größtem Baukonzern Hochtief genauso beteiligt wie an dessen kleinerem Rivalen Bilfinger. BlackRock hält Anteile am europäischen Luft- und Raumfahrtriesen Airbus und an Core Civic, dem führenden Betreiber privater Gefängnisse der USA. BlackRock war ein führender Aktionär bei Monsanto, genauso wie am Bayer-Konzern, der den US-amerikanischen Gentechnikkonzern 2016 übernommen hat. Und auch an den Rüstungsriesen Raytheon, Lockheed Martin und General Dynamics, die alle an der Ausstattung von US-Drohnen und den dazugehörigen Raketen beteiligt sind (Stand: Februar 2020). Die New Yorker haben sich Immobilien von Köln bis München gesichert. Bei Kleinanlegern ist iShares, der Anbieter der beliebten ETF-Fonds, bekannt und beliebt - kaum einer weiß, dass auch iShares zum BlackRock-Imperium gehört. 2019 erreichte das in iShares angelegte Kapital über 2 Billionen Dollar. Die iShares hätten Netto-Kapitalzuflüsse in Höhe von 185 Milliarden Dollar verzeichnet und einen weltweiten Marktanteil von 33 Prozent erreicht, bilanzierte das Unternehmen in einer Pressemitteilung. 'Damit haben sich iShares als führende Anbieter von ETFs bestätigt.' In mehr als 40 Ländern der Welt verwaltete BlackRock vor den Einbrüchen durch die Pandemie 2020 Privatkundengelder von jeweils mehr als 1 Milliarde Dollar. Auch im Devisen- und Rohstoffgeschäft dreht BlackRock mit am Rad. Wenn Bergleute in Brasilien Eisenerz abbauen oder Arbeiter in Malis Goldminen schuften, dann profitieren am Ende BlackRocks Fonds. Evy Hambro, Spross einer einflussreichen britischen Bankerfamilie, ist bei BlackRock seit über 22 Jahren für Rohstoffinvestments verantwortlich, unter anderem leitet er den BlackRock World Mining Trust Fonds. Hambros Co-Managerin wurde 2019 die Australierin Olivia Markham, die ihre Karriere beim australisch-britischen Minenkonglomerat BHP Billiton begann. Wenn Hambro spricht, so berichtete einmal der Sydney Morning Herald, hören die CEOs und Aufsichtsräte der wichtigsten Rohstoffkonzerne der Welt nicht nur aufmerksam zu, sondern sie handeln auch. Der Fonds hält große Aktienpakete an Markhams ehemaligem Arbeitgeber BHP Billiton, an dessen Rivalen Rio Tinto, dem Goldproduzenten Barrick sowie dem britisch-südafrikanischen AngloAmerican-Konzern, der 40 Prozent der Platingewinnung beherrscht. Im Portfolio war zumindest zum 31. Dezember 2019 auch Vale, der Erzschürfer, der für den Dammbruch im Januar 2019 im brasilianischen Brumadinho verantwortlich ist, bei dem 270 Menschen ums Leben kamen. Eine interne Untersuchung ergab, dass das Unternehmen offenbar seit Jahren von Problemen mit dem Damm wusste. In BlackRocks Fonds jedenfalls sind die Big-Mining-Companys und...

Schlagzeile

Geld. Macht. BlackRock.

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