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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492271790
Sprache: Deutsch
Umfang: 310 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 18.7 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Von Romantik hat Carmen die Nase voll. Sie will einen Kerl mit Leidenschaft und Lust auf Abenteuer. Denn es gibt sie noch, die mutigen Ma¤nner. Man muss nur die Augen offenhalten ...

Autorenportrait

Zur Homepage von Gaby Hauptmann

Leseprobe

Für alle Davids dieser Welt.   DER FRÜHE WINDSTOSS FÄHRT IN den leichten Stoff und bauscht den Vorhang vor dem offenen Fenster auf. Der Stoff tanzt hin und her und entlässt den Störenfried schließlich mit einem leisen Rascheln ins Zimmer. Mit ihm zieht der Duft nach feuchter Erde und herben Kräutern herein. Carmen zieht ihre leichte Sommerdecke etwas höher. Sie möchte noch nicht aufwachen, sich dem Tag noch nicht stellen. Sie möchte weiterträumen. Träumen ist so schön, so weit weg von allem, was im Büro auf sie wartet. Sie vergräbt den Kopf im Kopfkissen, doch dann dringt der werbende Ruf des Amselmännchens an ihr Ohr, und während sie seinem Gesang lauscht, fängt ihr Gehirn an zu arbeiten und stellt fest, dass Sonntag ist. Carmen hält die Augen geschlossen, aber sie sieht den Morgentau auf dem Gras vor sich, den blauen Lack ihrer Gartenbank und das Amselnest im alten Apfelbaum. Und sie freut sich für die Amselmama, dass ihr Mann so nett um sie wirbt. Es muss früh sein, sagt sie sich. Für einen freien Tag sehr früh. Zu früh. Noch immer hält Carmen ihre Augen geschlossen. Wenn sie sie erst einmal geöffnet hat, wird sie nicht mehr einschlafen können. Vielleicht kann sie die schönen Bilder, die sie in ihrem Kopf hat, in den nächsten Traum einweben. Manchmal kann sie das. Carmen versucht, dem Geruch, den Bildern und dem Vogelgesang eine Geschichte zu geben, irgendetwas, das sie zurück in einen Traum ziehen kann, aber gleichzeitig spürt sie, wie ihre Sinne erwachen und gegen den Schlaf ankämpfen. Sie fühlt ein Kribbeln die weiche Innenseite ihrer Beine heraufziehen und sich mit forderndem Pochen und Ziehen in ihrem Schoß vereinigen. Die pure Lust. Carmen genießt das Gefühl und überlegt, ob sie so früh am Morgen schon hinüberlangen kann, hinüber zu David, dem dieses Pochen und Ziehen gilt. Ihre Hand stiehlt sich auf die andere Seite des Betts, langsam und tastend. Noch immer hält sie die Augen geschlossen. Sie möchte ihn erfühlen, seine bettwarme Nähe, seinen vertrauten Körper. Doch da ist nichts. Da, wo David normalerweise liegt, ertastet ihre Hand nur kaltes Leinen, die Decke sorgfältig zurückgeschlagen. Carmens Augendeckel klappen automatisch hoch, und als sie sich jetzt ruckartig aufsetzt, spürt sie einen Adrenalinstoß, der mit ihrer Lust von eben nichts mehr zu tun hat. So früh, denkt sie. So früh! Wo ist er hin? Was tut er? Ihr Blick wandert zur Uhr. Sieben, sagt ihr Wecker, der sie heute mit seinem kreischenden Hahnenschrei verschont hat. Der Schrei wäre auch nicht nötig gewesen, sie ist auch so hellwach. Und sie fröstelt. Das muss von innen kommen, denkt sie, denn draußen kündigt sich ein traumhafter Sommertag an. Wo ist David? Sie stellt ihre Füße nebeneinander auf die dunkelbraunen Holzdielen, dann steht sie auf. Nackt geht sie um das Bett herum, schaut kurz ins Bad und läuft dann die Treppe hinunter ins Erdgeschoss in die große Wohnhalle, deren offen stehende Terrassentüren direkt in den Garten hinausführen. Sie sieht ihn, aber er hört sie nicht kommen. Schon wieder, denkt sie und spürt, wie ein Gefühl der Verlassenheit in ihr aufsteigt, während sie ihren Schritt verlangsamt und dann betont munter auf ihn zugeht. 'Na', sagt sie, 'wächst alles?' David schaut vom Monitor hoch. Im blauen Morgenmantel, den sie ihm vor drei Jahren geschenkt hat, lächelt er sie an und drückt nebenbei seine Zigarette aus. Carmen kann nicht anders, sie zählt vier Kippen. Also sitzt er schon seit gut einer Stunde hier. 'Die Farm wächst und gedeiht', berichtet er. 'Dirk hat mir fünf Katzenbabys geschenkt, die haben jetzt auch eine Heimat.' Ihm, der Katzen im wahren Leben überhaupt nicht ausstehen kann. 'Schön', sagt sie. 'Kommst du jetzt wieder ins Bett?' David nickt. 'Gleich', sagt er und greift nach seiner Kaffeetasse. 'Das eine Feld muss ich noch abernten und die Hühner noch füttern - alles andere habe ich schon erledigt. Dann bringe ich dir einen Kaffee mit.' Eigentlich wollte sie keinen Kaffee. Eigen

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