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Die große Beleidigung

Vier Erzählungen, Edition Akzente

Erschienen am 09.03.2001
Auch erhältlich als:
13,90 €
(inkl. MwSt.)

Nicht lieferbar

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783446200265
Sprache: Deutsch
Umfang: 144 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 20 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine alte Dame vor einem Geschäft mit Seidenstrümpfen auf dem Graben in Wien; ein Schriftsteller, der an der 'Erfindung eines glücklichen Menschen' arbeitet; ein Regisseur, der sein Zimmer nicht mehr verlässt; eine Ballerina, die nicht mehr tanzen kann. Die Personen in den vier rätselhaften Geschichten des Buches haben alle einen Traum von der Schönheit und sind davon überzeugt, dass 'das Richtige zuletzt ohne unser (wie auch immer geschicktes) Zutun geschieht.'

Autorenportrait

Homepage von Wolf Wondratschek

Leseprobe

Plötzlich war da dieser Satz. "Ich möchte etwas schaffen, das ich, ohne mich zu schämen, Giotto zeigen könnte." Giotto! Ich hatte es genau gehört, obwohl ich gerade in einem Tumult von Geschrei und Gelächter nach dem Verbleib meines Mantels fahndete, um die Party, die mich eigentlich nichts anging, zu verlassen. Aber wie es so ist, irgendetwas hält einen auf, man läßt sich das Glas nachschenken und bleibt. Der Lärm war wirklich beträchtlich, aber dieser Satz hatte sich gegen jede akustische Wahrscheinlichkeit bis zu meinem Ohr durchgekämpft. Gleichzeitig war, wie ich verwundert feststellte, der Lärmpegel gefallen. Irgendein Schalter hatte den Ton abgedreht. Natürlich war ich der einzige, der hörte, wie es still wurde. Es war dieser Satz, dem ich, wie sich dann herausstellte, meine Bekanntschaft mit Nohál verdankte, ohne ihn allerdings bis jetzt zu Gesicht bekommen zu haben. Wir waren beide Gäste einer Partygesellschaft. Ich hatte auch die Gastgeberin vorher noch nie gesehen, sondern war, ohne eingeladen zu sein, im Schlepptau eines mit ihr befreundeten ungarischen Tänzers erschienen, der auch mein Freund war, eine Art Naturbursche, gesegnet mit einer Sprungkraft, die es ihm gestattete, aus jeder noch so kleinen Rolle (nein, ein Prinz war er wahrlich nicht!) die umjubelte Attraktion des Abends zu machen. Das war der Ungar, auch wenn er die Schäbigkeit einsah, mit den Bocksprüngen seines Temperaments immer und überall imponieren zu können. Sein zweites großes Talent bestand darin, Frauen, die ihm gefielen - und welche gefielen ihm nicht? -, mit robuster Zielstrebigkeit den Kopf zu verdrehen. (Ein Talent, das mir abgeht. Aber so ist es unter Freunden: ein jeder ist des anderen Sehnsucht.) Unter der bengalischen Oberfläche, die er der Öffentlichkeit präsentierte, war aber ein anderer versteckt, der nicht sprang und auch nicht tanzte. Ein Mann, der nach einer Frau suchte, die er heiraten und mit der er Kinder haben wollte. Er hatte es satt, den Verführer zu geben und sehnte sich, wie ich wußte, nach einer Frau, der er zutraute, ihn auf der Stelle in ein monogames Wunderkind zu verzaubern. Im Augenblick allerdings stand mein Freund erst einmal seinem nächsten, bereits erlegten Opfer gegenüber - und wie ich sah, machte er es wie immer kurz und eindeutig. Er hatte schon ihren Mantel im Arm. Giotto! Ich möchte etwas schaffen, das ich, ohne mich zu schämen, Giotto zeigen könnte. Ich hatte es gehört! Andererseits, wieviel Giottos standen allein in Rom im Telefonbuch? Hieß vielleicht einer der anwesenden Tänzer so? Hatten Italiener nicht alle solche Namen, angefüllt mit der Schönheit kleiner Arien? Hatte ich den Rest des Satzes womöglich mit einer Erinnerung ergänzt, die mir entfallen war? Was sollte ich nun tun? Wonach Ausschau halten? Wer war die Stimme, wem gehörte sie? Ich schaute mich um, musterte die anwesenden Männer, überlegte, welche Kleinigkeit genüge, die betreffende Person zu verraten. Aber als was? Warum nahm ich an, er müsse Maler sein? Und wenn, wie erkennt man einen? An einem von Humorlosigkeit gequälten Gesicht? An einem bunten Bart? Am ausgefallensten Einstecktuch? An feingliedrigen Fingern? War er überhaupt Maler? Reden so nicht auch Angeber? Ich suchte die Zimmer nach der lautesten Stimme ab, was ich gleich wieder aufgab. Dann landete ich frontal vor einer Frau, die mich, wie sich herausstellte, verwechselte, was sie nicht daran hinderte, mich erst einmal zu begutachten. Da eine Flucht vor ihr im Gedränge schwer zu bewerkstelligen und mir auch nicht nach einer Unfreundlichkeit zumute war, gab ich mich geschlagen. Sie nahm sich ausgiebig Zeit, meinen Beruf zu erraten. Leseprobe

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