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Die achte Todsünde

Ein Neapel-Krimi - Der dritte Fall für Commissario Gentilini und Sonja Zorn

Erschienen am 08.09.2008
Auch erhältlich als:
7,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442464647
Sprache: Deutsch
Umfang: 318 S.
Format (T/L/B): 2.1 x 18.8 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Sonja Zorn hat ihre Stelle in Hamburg gekündigt und ist zu Commissario Gennaro Gentilini nach Neapel gezogen, um mit ihm gemeinsam Weinachten zu feiern. Doch auch zu dieser besinnlichen Zeit macht das Verbrechen keine Pause. Commissario Gentilini ermittelt in zwei Mordfällen: ein Videothekenbesitzer und der Hausmeister einer Grundschule wurden erschossen. Beide hatten wegen Kindsmissbrauchs bereits monatelang im Gefängnis gesessen. Am Fest der Liebe stehen Sonja, Gentilini und die Kollegen aus dem Kommissariat für Sexualdelikte vor verzwickten Fragen nach Gerechtigkeit, Strafe, Selbstjustiz, - und Blutrache hat in Neapel Tradition .

Leseprobe

Es gab einfach alles. Die Verkaufstische draußen vor den vielen kleinen Läden zu beiden Seiten der Gasse waren beladen mit allen Köstlichkeiten, die je nach Saison auf den Märkten Neapels zu finden waren: saftige aufgeschnittene Wassermelonenhälften, Körbe voll mattglänzender Maronen, ganze Hügellandschaften aus frisch gepflückten Orangen und Zitronen, Artischocken, Zucchini, Auberginen in Hülle und Fülle, Salatköpfe, Tomaten, Bananen, Feigen und Kaktusfrüchte, Granatäpfel, Körbe mit Eiern, Schälchen mit Waldbeeren, einladende Käsesorten, Caciotta, Parmesan, Provolone in unterschiedlichen Reifegraden. Gleich daneben ein Stand mit Schinken, Mortadella, Salami und appetitlich um die Aufbauten gewundenen Wurstketten, dann wieder Platten voll hellroter Schalentiere, Langusten, Krebse und Hummer nebst flachen Schüsseln voll silberglitzernder Fische in diversen Größen und Formen, Miesmuscheln, Herzmuscheln, Taschenmuscheln, Schnecken, Calamari, Verkaufsstände für Tripa, aufgeschichtetes Weißbrot, ofenfrische Pizzen, reichverzierte Torten - was immer das Herz begehrte. Was aber fehlte, war der unverkennbare, derbe, zuweilen übelkeiterregende Geruch nach Meer und Salz und Fisch, auf den Märkten ein verlässlicher Vorbote der Stände der Fischverkäufer. Was nicht in der Luft lag, war das gelborange, säuerlich prickelnde Aroma der Zitrusfrüchte, der köstliche, durch nichts zu ersetzende Duft nach frisch gebackenem Brot, der beißende Rauch aus dem mit Kohlen befeuerten Öfchen, auf dem Esskastanien geröstet wurden. Eine ganze Dimension mediterranen Marktgeschehens, die dem Besucher das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, die Lust weckte, die Waren in die Hand zu nehmen und gleich zu verspeisen, oder aber zu waschen, zu putzen, zu schneiden, zu würzen, zu braten, zu kochen, zu backen - fehlte. Ja, es gab alles: aber ohne Geruch und in Miniaturformat. Via San Gregorio Armeno. Die Weihnachtsgasse. Die Krippengasse. Hier wurden die neapolitanischen Weihnachtskrippen bestückt. Sonja war überwältigt. Konnte sich kaum sattsehen, während sie sich neben Livia im Schneckentempo an den Ständen entlangschob, immer wieder angerempelt wurde, sich gegen den Druck der Menschenmenge stemmte. Fülle des Südens. Es war Samstag, an diesem Wochenende waren Gennaros Kinder bei ihnen, gegen Mittag war überraschend Livia aufgetaucht. Sie war Gennaros älteste Freundin und seit ein paar Jahren auch Kollegin bei der Kripo, nur dass Livia Picone für die »abhandengekommene schöne Kunst« zuständig war und Gennaro Gentilini für die »aufgetauchten hässlichen Leichen«, wie sie es spaßeshalber nannten. Beim Essen hatte Gennaro vorgeschlagen, sie könnten alle fünf gemeinsam in die historische Altstadt gehen, sich in ein paar Kirchen die Weihnachtskrippen ansehen und danach durch die Via San Gregorio Armeno schlendern. Ein Sturm des Protests. »Nur über meine Leiche!« Isabella, seit einer Woche siebzehn, war mit zwei Freundinnen verabredet, der Rest der Welt ging sie nichts an. Giorgio, Gennaros vierzehnjähriger Sohn, hatte gemault, sein Vater habe schon seit Ewigkeiten versprochen, mit ihm zu einem Ligaspiel des SSC Napoli zu gehen. Und Sonja hatte ebenso spontan wie entgeistert gemurmelt: »Weihnachtskrippen? Wieso das denn?« Sollten der Rummel in den Straßen, die sich in jeder Kaffeebar stapelnden Panettone-Packungen, die batteriebetriebenen, jinglebellsquäkenden Weihnachtsmänner, die einen in der Via Roma gnadenlos in Empfang nahmen, sobald man das Gassengeflecht der Quartieri Spagnoli verließ, auch in ihrem geliebten Gennaro eine Art Vorweihnachtsmann geweckt haben? Den Romantiker, der einmal im Jahr süße Kindheitserinnerungen ins harte Kriminalerleben einließ? - lasst mich ein, ihr Kinder, ist so kalt der Winter -, wozu Weihnachten sich doch anbot, glöckchensüße Erinnerungen an in der Familie verbrachte Stunden, an Melodien von Weihnachtsliedern, deren Texte (meistens nur der Refrain und die erste Strophe) ebenso urplötzlich aus den Tiefen des Gedächtnisses auftau Leseprobe

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