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Berufsgenossenschaften und Europarecht

Eine sozialökonomische Analyse - Schriften zum Genossenschaftswesen und zur Öffentlichen Wirtschaft 38, Schriften zum Genossenschaftswesen und zur Öffentlichen Wirtschaft 38

Erschienen am 31.03.2011, 1. Auflage 2011
29,90 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783428135806
Sprache: Deutsch
Umfang: 78 S., 1 Foto
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Bezugnehmend auf die RS Kattner ist zu fragen: Sind die Berufsgenossenschaften Unternehmen im Sinne der Art. 101 und 102 AEUV? Sie können es im funktionellen Sinne sein oder werden, wenn eine Marktöffnung des Monopols (Aufgabenprivatisierung) vorgenommen wird. Das ist "technisch" möglich, führt aber infolge von Marktversagen und der Unfähigkeit des Marktes, solidarischen Sozialschutz zu organisieren, zu gesellschaftlich unerwünschten Marktergebnissen. Ein Verstoß gegenüber der Dienstleistungsfreiheit im Binnenmarkt (gemäß Art. 56 und 57 AEUV) mag a) entweder nicht vorliegen oder b) vorliegen, aber u. a. mit Blick auf ein Verhältnismäßigkeitsgebot begründbar und daher zulässig sein. Das Hauptergebnis der Analyse ist: Die gesetzliche Unfallversicherung geht nicht über das Ziel einer solidarischen Finanzierung der sozialen Sicherheit hinaus und erfüllt nur Sozialversicherungsaufgaben. Als zentrale Ergebnisse der Analyse wäre zu betonen: Die Wahl dieser Solidarordnung verlangt die Monopolbildung. Der Lastenausgleich zwischen den Berufsgenossenschaften ist in einem System gewinnorientierter privater Versicherungsanbieter durch Privatisierung im Sinne der Marktöffnung nicht möglich und würde so das finanzielle Gleichgewicht des berufsgenossenschaftlichen Systems untergraben. Derartige Marktöffnungen wären mit Risikoselektionen verbunden, die die Konstruktionslogik des Systems nicht nur gefährden, sondern erodieren würden. Hierbei entstehen Probleme der Versicherbarkeit schlechter Risiken. Private Versicherungen sind ferner nicht billiger, werfen höhere Verwaltungskosten auf, und zusätzlich treten neue Transaktionskosten im Vergleich zum berufsgenossenschaftlichen Monopol auf, die volkswirtschaftlich Wohlfahrtsverluste darstellen. Es ist eine Fehleinschätzung, a priori zu behaupten, privatwirtschaftliche Arrangements seien effizienter als öffentliche Monopole.

Autorenportrait

Frank Schulz-Nieswandt, Sozialwissenschaftler; Univ.-Professur für Sozialpolitik, Methoden der qualitativen Sozialforschung und Genossenschaftswesen im Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) an der Universität zu Köln, dort: Studiendekan; Honorarprofessur für Sozialökonomie der Pflege an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, derzeit Vorstandsvorsitzender des Kuratorium Deutsche Altershilfe. Er ist Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt, federführender Herausgeber der »Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen«. Forschungsschwerpunkte: Ontologie und Anthropologie der Sozialpolitik und der genossenschaftlichen Form, Gemeinwirtschaftslehre, Altern/Gesundheit/Pflege.

Inhalt

Inhaltsübersicht: Einleitung - 1. Die Aufgaben der Analyse - 2. Der fachdisziplinäre Charakter der Analyse - 3. Die normativ-rechtliche Ausgangslage - 4. Zur institutionellen Funktionsweise des berufsgenossenschaftlichen Unfallversicherungssystems - 5. Risikoselektion, Systemfinanzierung, finanzielle Nachhaltigkeit. Ökonomische Argumente im Lichte von Art. 106 [2] i.V.m. Art. 14 AEUV: Gewinnerzielung, Risikoselektion und Marktversagen - Pareto-Prinzip - Erste institutionelle Konsequenzen - Externe Effekte - Weitere institutionelle Konsequenzen - 6. Das Problem der Vergleichsbereiche: KFZ-Haftpflichtversicherung - Privatisierung der Arbeitsvermittlung - Weitere Vergleiche, insbesondere Atomanlagen - 7. Szenarien einer Marktöffnung: Private Versicherer als Subunternehmer der Berufsgenossenschaften - Duales System Privatversicherung versus Berufsgenossenschaften (Systemwettbewerb) ohne Ausgleichsbeitragsregelung - Aufgabenprivatisierung der Prävention - 8. Fazit - 9. Das letzte Wort? - Literatur- und Sachverzeichnis

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