Beschreibung
In Fortschreibung seines 1986 erschienenen Textes 'Die undarstellbare Gemeinschaft' und in engem Bezug zu Maurice Blanchot reflektiert Jean-Luc Nancy erneut die Frage nach dem Begriff der 'Gemeinschaft', stellt sich doch die nach dem Zusammenbruch des Kommunismus eröffnete Fragestellung mit ungebrochener Drastik. Angesichts der Konflikte innerhalb des einen Monotheismus, sei er christlich-jüdisch oder islamisch, angesichts der von Kommunikation und Kommerz dominierten einförmigen Globalisierung ist es falsch, so Nancy, von einem 'Kampf der Kulturen', einem 'Krieg der Religionen' zu sprechen. Vielmehr muss das fortschreitende Auseinanderbrechen der Welt als ein Bürgerkrieg innerhalb einer 'Weltgemeinschaft' verstanden werden. Da von diesem Ereignis all unsere Metaphysiken, Ontologien und Theologien, all unsere Ethiken, Politiken und Ästhetiken betroffen sind und erschüttert werden, kann ihm nicht allein auf der Ebene der 'Geopolitik', der 'Ökonomie' oder der 'Religion' begegnet werden. Es muss vielmehr eine zentrale Aufgabe der Philosophie sein, den Monotheismus - und damit seine Kehrseite, den Atheismus - im Projekt einer 'Dekonstruktion des Christentums' neu zu denken.
Autorenportrait
Jean-Luc Nancy (1940-2021) gilt als einer der bedeutendsten Philosophen der Gegenwart. Er lehrte bis zu seiner Emeritierung Philosophie an der Université Marc Bloch in Straßburg und hatte Gastprofessuren in Berkeley, Irvine, San Diego und Berlin inne. Sein vielfältiges Werk umfasst Arbeiten zur Ontologie der Gemeinschaft, Studien zur Metamorphose des Sinns und zu den Künsten, Abhandlungen zur Bildtheorie, aber auch zu politischen und religiösen Aspekten im Kontext aktueller Entwicklungen.
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