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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783036959504
Sprache: Deutsch
Umfang: 636 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 18.4 x 11.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Saul Karoo ist in Hollywood ein gefragter Experte für das Umschreiben von Drehbüchern: Er schneidet und poliert sie, bis sie funktionieren. Sein eigenes Leben hat er allerdings weit weniger unter Kontrolle. Doch dann erhält er einen besonderen Auftrag, der ihn zwingt, sein Glück in die Hand zu nehmen. Aber lässt sich die Realität genauso flicken wie ein Drehbuch?

Autorenportrait

Steve Tesich wurde 1942 in Uzice geboren und kam im Alter von vierzehn Jahren nach Indiana/USA. Er studierte russische Literatur an den Universitäten von Indiana und Columbia und promovierte 1967. Er schrieb zahlreiche Stücke und Drehbücher, u.a. das mit einem Oscar ausgezeichnete Drehbuch für den Film Breaking Away und für Garp und wie er die Welt sah . Bei Kein & Aber erschienen seine Romane Ein letzter Sommer (2005) und Abspann (2006). Steve Tesich starb 1996 im Alter von 53 Jahren. Heidi Zerning, geboren in Berlin, studierte Anglistik, Amerikanistik, Geschichte und Philosophie und ist seit 1990 hauptberuflich als Übersetzerin tätig. Neben Steve Tesich hat sie u.a. Werke von Virginia Woolf und Truman Capote übersetzt.

Leseprobe

2 Bei den McNabs, George und Pat, war es Tradition, am Tag nach Weihnachten eine Party zu geben, aber noch nie hatten sich die Weltereignisse dazu verschworen, die Party so lebhaft und gegenwartsnah zu gestalten. Es gab viel zu feiern und zu bereden. Václav Havel, die Berliner Mauer, das Ende des Kalten Krieges, der Zusammenbruch des Kommunismus, Gorbatschow und, zumindest für die nächsten paar Tage, diese Rumänen mit ihren köstlich klingenden Namen. Ich trank jetzt wieder Rotwein, wie schon gleich nach meiner Ankunft auf der Party. Dazwischen hatte ich sämtliche Arten alkoholischer Getränke konsumiert, die das Haus anbot. Weißwein, Bourbon, Scotch. Drei verschiedene Sorten Wodka. Zwei verschiedene Sorten Cognac. Champagner. Diverse Liköre. Grappa. Raki. Zwei Flaschen mexikanisches 10 Bier und mehrere Cocktailgläser Eierflip mit Rum. All das auf leeren Magen, und doch war ich zu meinem Leidwesen stocknüchtern. Nichts. Ich war nicht nur nicht betrunken, ich hatte nicht mal einen Schwips. Nichts. Überhaupt nichts. Von Rechts wegen hätte ich auf einer Bahre liegen müssen, in einem rasenden Krankenwagen auf dem Weg zur Notaufnahme, wo man mich wegen schwerer Alkoholvergiftung behandeln würde, aber nein, ich war nüchtern. Staubtrockennüchtern. Klaren Kopfes. Vollkommen unversehrt. Nichts. Mein Alkoholproblem begann vor etwas über drei Monaten. Ich hatte noch nie von jemandem mit dieser Krankheit gehört. Ich wusste nicht, wo und wie ich sie mir geholt hatte oder was der Auslöser war. Ich wusste nur, dass etwas mit mir nicht stimmte. Etwas in mir war gerissen oder locker geworden oder abgegangen. Es war etwas Physiologisches oder Psychologisches oder Neurologisches, irgendwo im dunklen Innern meines Körpers oder meines Kopfes war irgendein kleines Blutgefäß geplatzt oder verstopft, war irgendeine Synapse durchgebrannt oder irgendein chemischer Prozess umgekippt, ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Ich wusste nur eines, der Zustand der Trunkenheit war aus meinem Leben verschwunden. Meine Trinkerkrankheit führte - wahrscheinlich, weil ich sie nicht wahrhaben wollte - zu der seltsamen Begleiterscheinung, dass ich - seit ich gemerkt hatte, ich konnte trinken, soviel ich wollte, ich wurde nicht betrunken - nur umso mehr trank. Ich mochte gegen Alkohol immun geworden sein, 11 aber nicht gegen Hoffnung, und egal, wie hoffnungslos es aussah, ich fuhr fort, zu trinken und zu hoffen, dass ich eines schönen Abends, wenn ich es am allerwenigsten erwartete, wieder wie in der guten alten Zeit einen Rausch kriegen und in mein altes Ich schlüpfen würde. Die Musik hörte auf. Die Platte wechselte, aber nicht der Komponist, und nach einem kurzen Zwischenspiel aus dem Lärm unbegleiteter menschlicher Stimmen war wieder Beethoven dran. Wie immer bei den McNabs war es eine Am- Tag-nach-Weihnachten-Beethoven-pur-Party. Ich goss mir ein Glas Tequila ein, ein schönes großes für Mineralwasser vorgesehenes Glas, und leerte es. Ich verstand das nicht. Beim besten Willen nicht. Blut war schließlich Blut, und wenn man es darauf anlegte und sicherging, dass der Alkoholgehalt des Blutes alle bekannten Maßstäbe der Trunkenheit um das Fünffache überstieg, dann müsste man in der Lage sein, betrunken zu werden. Ausnahmslos jeder. Es war eine Sache der Biologie. Und zwar nicht nur der menschlichen Biologie. Hunde konnten betrunken werden. Ich hatte von einem besoffenen Pitbull gelesen, der in der Bronx einen Obdachlosen angefallen hatte und dann wenige Querstraßen weiter umgekippt war. Später wurden ein paar Kids aus der Gegend festgenommen und beschuldigt, das Tier alkoholisiert zu haben. Pferde konnten betrunken werden. Kühe. Schweine. Es gab Alki-Ratten, die sich mit Schaumwein einen ansoffen. Elefantenbullen, da war ich sicher, konnten betrunken werden. Rhinozerosse. Walrosse. Hammerkopfhaie. Kein lebendes Geschöpf, ob Mensch oder Tier, war immun gegen Alkohol. Bis auf mich. Gerade diese biologische Aussperr

Schlagzeile

Die rasante Geschichte über den Skriptdoktor Karoo bis aufs Blut bitter, schonungslos und intelligent

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