Beschreibung
Der Moment der Geburt markiert den Riss, aus dem heraus zwei Individuen entstehen, die sich berühren und zugleich voneinander zu lösen beginnen. Ein Moment, der das Kind zu einem anderen macht und die Frau ein Leben lang zu einer Mutter. Es ist ein chaotischer, ein von Kräften und Gewalten geprägter Moment, über den es keine Kontrolle gibt und der doch einen Eid geheimer Treue fordert. Wesentlich ist dem Muttersein, so Anne Dufourmantelle, daher nicht nur die Liebe und die Sorge, sondern auch eine sehr eigentümliche Form von Wildheit, die ein archaischer, ein zeitloser Raum, ein dunkles psychisches Reservoir und verborgenes Erbe ist, das unbewusst weitergegeben wird. Damit dieses Potential eine Quelle von Liebe und Vertrauen bilden kann, muss es zuallererst erkannt und anerkannt werden. Anne Dufourmantelles Text ist eine bewegende Reise durch ein seit Vorzeiten dunkles Gebiet und ein Essay von verstörend leuchtender Klarheit.
Autorenportrait
Anne Dufourmantelle war Philosophin und Psychonalytikerin. Für ihre Promotionsschrift »Die prophetische Berufung der Philosophie« erhielt sie den Preis der Académie Française. Anstelle indes Philosophie zu unterrichten, wandte sie sich der Psychoanalyse zu. Zudem war sie als Programmleiterin bei mehreren renommierten Verlagen tätig. In ihren zahlreichen, ebenso allgemeinverständlichen wie brillanten Büchern thematisiert sie Fragen von Kindheit und Mutterschaft, Philosophie und Sexualität, Zärtlichkeit und Risiko. Ihr früher Tod im Jahr 2017 bewegte ganz Frankreich, da sie bei der Rettung zweier Kinder im Mittelmeer ertrank.