Beschreibung
Wie klingt es, wenn einer Neunundachtzigjährigen das Herz bricht? Leise und zart, vermutet Lilly Bere. Ihr geliebter Enkel Bill hat sich nach dem Golfkrieg das Leben genommen, und in ihrer Verzweiflung sieht sie nur einen Ausweg: ihm zu folgen. Zuvor aber, in den Tagen bis zu seiner Beerdigung, hält sie in ihrem großen Haushaltsbuch ihre Erinnerungen fest. Nicht zum ersten Mal ist Lillys Tod beschlossene Sache. Im Irland der Zwanzigerjahre hatte sich ihr Verlobter Tadg auf die falsche Seite geschlagen, Hals über Kopf waren die beiden vor der IRA nach Amerika geflohen. Als Tadg erschossen wird, taucht Lilly in Cleveland unter, wo sie, immer auf der Hut vor den Mördern, einen neuen Anfang wagt. Auf siebzig Jahre blickt Lilly zurück. Sie erinnert sich, wie es sich anfühlt, wenn Männer als bloße Schatten aus dem Krieg zurückkehren, wie entwürdigend es sein kann, im Land der Freiheit die falsche Hautfarbe zu haben, wie süß die erste Liebe schmeckt und wie bitter der Verrat eines Freundes. Lilly Beres Geschichte ist ein poetischer Klagegesang, der die Toten betrauert und das Leben feiert.
Autorenportrait
Sebastian Barry, 1955 in Dublin geboren, gehört zu den 'besten britischen und irischen Autoren der Gegenwart' (Times Literary Supplement). Er schreibt Theaterstücke, Lyrik und Prosa. Bei Steidl erschienen bisher seine Romane Ein verborgenes Leben (2009), Ein langer, langer Weg (2014), Gentleman auf Zeit (2017) und Annie Dunne (2021). Sein Roman Tage ohne Ende (2018) war ein internationaler Bestseller und wurde u.a. mit dem Costa Book of the Year Award ausgezeichnet. 2020 erschien die Fortsetzung Tausend Monde. Barry lebt in Wicklow, Irland.