Beschreibung
Die Gerichtsakten der Doping-Prozesse der 1990er Jahre bieten eine umfangreiche Grundlage, um die Dopingpraxis der DDR aus doppelter Perspektive neu zu beleuchten: Weshalb war Doping trotz staatlicher Planung von Willkür geprägt? Wie und warum radikalisierten sich die Methoden in unberechenbarer Weise? Wer waren die Mitwisser der Dopingschäden in Sport und Gesellschaft? Welche Repression war mit der Dopingpraxis verbunden? Neben der Rekonstruktion historischer Details gilt es zudem, die nachträgliche Deutung von Geschichte zu hinterfragen: Wie rechtfertigten die Verantwortlichen ihr Handeln im Rückblick, weshalb wirkten Schweigegebote bis weit nach der Zeit der Friedlichen Revolution 1989/90? Die Studie von Jutta Braun und René Wiese (Zentrum deutsche Sportgeschichte) wurde vom Landessportbund Thüringen e.V., der Thüringer Staatskanzlei und dem Deutschen Olympischen Sportbund gefördert. Hiermit setzen die Förderer ihr Anliegen fort, zur Aufklärung der individuellen Leidensgeschichten von Betroffenen beizutragen, sie in eine umfassende Missbrauchsgeschichte in der Diktatur einzuordnen und Unterstützungsangebote zu entwickeln.
Autorenportrait
Dr. Jutta Braun und Dr. René Wiese leiten seit 2004 gemeinsam das Zentrum deutsche Sportgeschichte in Berlin. Sie haben vielfältig zum Sport in Diktaturen, zum DDR-Sport, zu den deutsch-deutschen Sportbeziehungen im Kalten Krieg sowie zum Prozess der deutschen Vereinigung im Sport publiziert. Zudem haben sie verschiedene Ausstellungen, u.a. Doppelpässe. Wie die Deutschen die Mauer umspielten (2006) sowie ZOV Sportverräter - Spitzensportler auf der Flucht (2011) kuratiert.