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Mach nie die Augen zu

Erschienen am 26.08.2020
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783963621567
Sprache: Deutsch
Umfang: 366 S.
Format (T/L/B): 3.2 x 20.7 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Harper Reynolds ist nicht ohne Grund von der Tatort- auf die Naturfotografie umgestiegen. Doch der Tod scheint sie zu verfolgen: Als sie in Wyoming durch die Wälder streift, um einen Schwarzbären in freier Wildbahn abzulichten, fotografiert sie zufällig einen Mord! Leider verliert sie auf der Flucht vor dem Mörder ihre Kamera und somit gibt es keinen einzigen Beweis für die Tat. Als die örtliche Polizei den Fall zu den Akten legt, beginnt Harper auf eigene Faust zu ermitteln - an ihrer Seite ihr Kindheitsfreund Heath McKade. Keiner der beiden ahnt, welch finstere Geheimnisse sie aufwühlen werden - und wie weit jeder für den anderen wird gehen müssen ...

Autorenportrait

Elizabeth Goddard hat Computertechnologie studiert und mehrere Jahre in dieser Branche gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie ist Mutter von vier inzwischen fast erwachsenen Kindern und lebt in Michigan.

Leseprobe

1. Kapitel Nur an wenigen Orten auf dieser Welt ist es gefährlicher als zu Hause. John Muir MONTAG, 19:35 UHR BRIDGERTETON NATIONAL FOREST, WYOMING Harper Reynolds schlich noch einige Zentimeter näher. Hoffentlich war das hier kein Fehler. Nachdem sie ihre Kamera auf dem Stativ befestigt hatte, zoomte sie ihr Motiv mit dem langen Teleobjektiv ganz nah heran. Sie stellte die großen braunen Augen scharf und fing den imposanten Grizzly ein, der gut achtzig Meter unter ihr am Grayback River die Beerensträucher plünderte. Hundert Meter Entfernung wären ihr lieber gewesen. Der Bär wusste, dass sie da war. Er hatte den Kopf gehoben und sie im selben Moment gesehen, in dem sie ihn auf ihrem Weg zum Fluss entdeckt hatte. Doch er hatte sie nicht weiter beachtet und sich wieder seiner Futtersuche gewidmet. Sie hatte ihr Stativ auf einer Erhebung aufgestellt, um größer auszusehen und im Fall der Fälle schneller fliehen zu können. Sie wollte eine Großaufnahme von dem Tier. Dafür hatte sie ihren Telekonverter. Sie konnte ein gestochen scharfes Bild von ihm machen, ohne sich noch unmittelbarer in Gefahr zu begeben. Wenn die Bäume nicht gewesen wären, hätte sie sogar aus mehreren Hundert Metern atemberaubende Bilder schießen können. Durch den Sucher wählte sie den passenden Hintergrundausschnitt für das majestätische Tier - den Fluss, die Bäume, die Felsen. Ja, genau so! Der Fluss war die perfekte Kulisse und verlieh dem Bild die nötige Tiefe. Die vortretenden Muskeln des Bären strahlten eine ungezähmte Kraft aus. So etwas hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nie aus der Nähe gesehen. Adrenalin strömte durch ihre Adern. Sie wollte, dass andere beim Anblick dieser Bilder die gleiche nervöse Energie spürten wie sie, allein mit diesem riesigen und gefährlichen Tier. Der Fluss untermalte den Augenblick mit seinem Rauschen und weckte Kindheitserinnerungen. Erst das Brummen des Bären holte Harper in die Gegenwart zurück. Sie fand, er klang glücklich und zufrieden. Der Duft von Kiefernnadeln lag ihr in der Nase und sie nahm eine leichte Spur des Schwefelgeruchs von den Geysiren im nahe gelegenen Yellowstone-Nationalpark wahr. Nach einigen weiteren Fotos machte sie eine Pause, den Finger auf dem Auslöser. Nur noch wenige Bilder, dann würde sie die Speicherkarte wechseln müssen. Einige zu löschen, kam nicht infrage. Lücken bei den Metadaten konnten dazu führen, dass alle Bilder infrage gestellt und letztendlich vor Gericht nicht zugelassen wurden. Das hatte sie auf die harte Tour gelernt. Allerdings ging es hier ja nicht mehr um die Art von Bildern, die sie beruflich gemacht hatte. Sie musste sich nicht mehr einzig und allein auf den Ort, das Indiz und die Position konzentrieren, sondern hatte jede künstlerische Freiheit. Harper riss sich gewaltsam von den Erinnerungen los. Seit damals war ein ganzes Jahr vergangen. Warum musste sie ausgerechnet jetzt daran denken? Keine Gewaltszenen, hatte ihr Therapeut gesagt. Und definitiv keine Tatorte von Verbrechen. Sie war Dr. Drews Rat gefolgt. Jetzt fotografierte sie in der Natur. Wo es friedlich war und ruhig. Kein Blut und keine Leichen. Die Sonne sank tiefer und zwang sie, ihre Kamera auf das schwächere Licht einzustellen. Sie konzentrierte sich auf die Augen des Bären. Vielleicht würde er ja noch etwas anderes machen, zum Beispiel trinken oder eine interessante Pose einnehmen. Sie hatte keine Angst. Schließlich hatte sie ihr Bärenspray dabei. Und ich weiß auch, wie man es benutzt. Trotzdem sollte sie ihr Glück nicht überstrapazieren, indem sie zu lange blieb. Sie verfolgte den Bären, der jetzt am Flussufer entlangtapste, und drehte die Kamera auf dem Stativ nach links. Nach so viel Übung beherrschte sie den Kameraschwenk perfekt. Aber der Bär bewegte sich weiter und verschwand hinter einem großen Felsen. Harper blickte sich um. Sollte sie die Kamera neu positionieren, um noch mehr Aufnahmen zu machen? In ihrer Hosentasche summte ihr Smartphone. Was? Sie hatte hier oben Empf

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