Beschreibung
Die kleine Ingrid mit dem brisanten Familiennamen Bernstein wächst in den späten 1930er Jahren in Halberstadt auf: in einem riesengroßen, geheimnisvollen Haus in einer »herrlich räudigen« Gegend. Wo mit Seeminen beladene Güterzüge vorbeirumpeln, wo alle sozialen Schichten aufeinandertreffen, wo Kastanienbäume, Rotdorn und Ligusterhecken das schüchterne Mädchen auf dem Weg in die Schule begleiten. Wenn die vorbei ist, »kann sie fliegen«, dann streift sie durch die Nachbarschaft und durch die Natur und schnappt Leben auf. Das Kind ist zehn, als die Naziherrschaft endet, und die DDR beginnt. Aber es hat einen klaren Blick: auf die Gesellschaft, in der es aufwächst, auf seine Familie, auf sich selbst. Später wird aus dem Mädchen Ingrid Bernstein die berühmte Lyrikerin Sarah Kirsch. In ihren Erinnerungen, so unmittelbar geschrieben wie eine mündliche Erzählung, fängt sie ein, was sie prägte: Pflanzen, Tiere und ihre Nomenklatur, die Freiheit in ihrem »Trümmerparadies«, Musik, Zeichnen und Literatur - und die Erkenntnis, »dass Bildung etwas ganz Fabelhaftes ist«. Mit Zeichnungen von Siegfried Klapper
Autorenportrait
Sarah Kirsch (1935-2013) geboren in Limlingerode im Südharz, studierte Biologie in Halle und von 1963 bis 1965 Literatur in Leipzig. Sie lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 im Osten Berlins, siedelte dann in den Westen der Stadt über. 1983 zog sie in das alte Schulhaus eines Dorfs in Schleswig-Holstein. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod als freie Schriftstellerin. Für ihr dichterisches Werk wurde Sarah Kirsch u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Jean-Paul-Preis sowie dem Johann-Heinrich-Voß-Preis ausgezeichnet. Bei Steidl erschienen von ihr u.a. Islandhoch (2002) und Sommerhütchen (2008).