Beschreibung
Der Populismus gewinnt Mehrheiten, da das Projekt des Liberalismus in einer tiefen Krise steckt. Brexit, AfD, Marine Le Pen, Beppe Grillo, Viktor Orbán und als irrer Höhepunkt des Jahres 2016 der Wahlsieg von Donald Trump haben das doppelte Problem des Liberalismus brutal aufgedeckt: Er ist zum einen in einer Kollaboration mit dem Neoliberalismus gefangen und er ist zum anderen in sich selbst gefangen.
Das Gespenst des Populismus geht um in Europa und der Welt. An populären Erklärungen für den Populismus mangelt es nicht und es scheint, als wären sie extra für unsere Gegenwart geschrieben worden: Es braucht eine Finanzkrise, eine Flüchtlingswelle, ein Misstrauen in die Eliten, eine wachsende Ungleichheit und schließlich Parteien und Politiker, die daraus eine Bewegung formen. Die Regierungen sehen sich in der Zwickmühle, ihren Einwohnern die globale Revolution aller Lebensbedingungen zuzumuten und zugleich den Protest gegen die Entfremdung abzuwehren. Kritik an der wachsenden Ungleichheit ist für sie eine populistische Gefahr.
Bernd Stegemann analysiert die Dramaturgie des politischen Sprechens und geht der Frage nach, ob der Populismus allein als Gefahr für die Demokratie anzusehen ist oder ob er nicht vielmehr ein Symptom dafür ist, was in ihr falsch läuft. Die eingespielten Regeln des politischen Sprechens über Alternativlosigkeiten haben eine große Abwehr provoziert. Könnte die populistische Rede nicht ein Versuch der Mitsprache derjenigen sein, die sonst über keine Stimme verfügen denn die zentrale Frage der Demokratie lautet immer noch: Dürfen die Ausgeschlossenen sprechen?
Autorenportrait
Bernd Stegemann ist Professor für Dramaturgie an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin. Er arbeitete als leitender Dramaturg an zahlreichen Theatern und für Festivals, u. a. am TAT in Frankfurt/Main, am Deutschen Theater und an der Schaubühne Berlin. Ab der Spielzeit 2017 / 18 wird er der Dramaturgie des Berliner Ensembles angehören. Zahlreiche Buchpublikationen zur Dramaturgie und Kunst des Theaters. In der ZEIT (Nr. 15/2016) erschien sein vielbeachteter Essay zur Flüchtlingspolitik: "Die andere Hälfte der Wahrheit". Er hat die Reihe Lektionen bei Theater der Zeit begründet. Bisher erschienen sind die Bände 1 Dramaturgie, 2 Regie, 3 und 4 Schauspielen (Berlin 2009 und 2010). Zahlreiche Publikationen zur Dramaturgie und Kunst des Theaters, z. B. Kritik des Theaters, Berlin 2013. (Taschenbuchausgabe 2014.)
Inhalt
Einleitung / Seite 7
Eine Systemtheorie des Populismus
Das populistische Paradox / Seite 13
Die öffentliche Meinung / Seite 18
Die Kommunikation der Klassen und Schichten / Seite 22
Die Kommunikation des Populismus / Seite 26
Populismusvorwürfe / Seite 31
Zwei historische Phasen des Populismus / Seite 33
Der Rechtspopulismus
Die Kritik der Moderne und ihre Sackgassen / Seite 41
Die rechte Unterscheidung von Wir und Sie / Seite 43
Das demokratische Paradox als Gegensatz von rechtem und liberalem Populismus
/ Seite 46
Protest gegen die Eliten und rechte Selbstverzauberung / Seite 52
Von Ameisen und Grillenb / Seite 56
Der Rechtspopulismus und die Flüchtlingskrise / Seite 59
Der liberale Populismus
Eine systematische Definition des Populismus / Seite 64
Die Anfänge des liberalen Populismus: Schockstrategien und autoritärer Populismus / Seite 69
Das Paradox der offenen Gesellschaft / Seite 74
Wie leben Egoisten mit Egoisten? / Seite 80
Der blinde Fleck des Liberalismus / Seite 83
Wie der Liberalismus die Freiheit verkauft / Seite 87
Merkel muss weg! Aber aus anderen Gründen, als Sie glauben / Seite 90
Linker Populismus
Die Tragödie des Populismus / Seite 94
Der Egoismus der Intellektuellen und die Angst der Linken / Seite 96
Die Krise des organischen Intellektuellen / Seite 102
Eine kurze Geschichte des Linkspopulismus / Seite 107
Linker Populismus, einfach kompliziert / Seite 112
Die kalte Linke und die Flüchtenden / Seite 115
Das Paradox der liberalen Grenze und ihre dialektische Aufhebung durch die Flüchtenden / Seite 126
Linker, rechter und liberaler Populismus. Ein Resümee / Seite 130
Das politische Sprechen
Ressentiment / Seite 136
Political Correctness / Seite 148
Schöne Seelen, gute Menschen und die Anteilslosen / Seite 157
It's the economy, stupid! / Seite 166
Nachwort / Seite 171
Anmerkungen / Seite 175
Vita / Seite 178
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