Beschreibung
Was ist ein Auftritt? Der Sammelband geht der Frage nach, was es bedeutet, auf dem Theater in Erscheinung zu treten. Er handelt von der wichtigsten, häufigsten und zugleich vernachlässigten Regieanweisung des europäischen Theaters: Enter oder Auftritt. An Beispielen aus Drama, Theater, Film und Bildender Kunst skizzieren die Beiträge unterschiedliche Auftrittskonzepte, die der Ankunft einer Person Form verleihen und Aufmerksamkeit verschaffen, und benennen gleichzeitig die sozialen und ästhetischen Impulse, die von einem Auftritt ausgehen. Umgekehrt beleuchten sie die Krisen, die im prekären Moment des Erscheinens angelegt sind. Auftritte werden als Grenzüberschreitungen beschrieben, die für alle Beteiligten erhebliche Risiken bergen, da sie vertraute Räume dynamisieren, gegebene soziale Situationen auflösen und geschlossene Horizonte öffnen. Auf diese Weise fallen neue Schlaglichter auf die Institution des Theaters, die das Auftreten regelt - sie fallen aber auch auf das Drama als einer Form, die traditionell aus Auftritten besteht. Anhand gelungener wie misslungener Auftritte werden die Verkehrsformen der Bühne in aktueller und historischer Perspektive sichtbar. Mit Beiträgen von Stefanie Diekmann, Hans Christian v. Herrmann, Annette Kappeler, Doris Kolesch, Joel Lande, David Levin, Bettine Menke, Freddie Rokem, Armin Schäfer, Beate Söntgen, Juliane Vogel, Bernice Kaminskij, Antje Wessels und Christopher Wild.
Autorenportrait
Juliane Vogel, Professorin für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Konstanz. Sie forscht u. a. zu Grundlagen europäischer Dramaturgie, Szenographien des Dramas im historischen Kontext und kulturwissenschaftlicher Perspektive, Dramatik und Gender Studies, zum Drama und zur Oper des 19. und 20. Jahrhunderts, zum Theater der Avantgarde, postdramatischen Theater und zu Montageverfahren - Text, Schnitt und Schneiden in der Moderne. Buchpublikationen u. a.: Die Furie und das Gesetz. Zur Dramaturgie der großen Szene in der Tragödie des 19. Jahrhunderts (Freiburg i. Br. 2002); verschiedene sätze treten auf. Die Wiener Gruppe in Aktion, hrsg. zus. mit Thomas Eder (Wien 2008); Lob der Oberfläche. Zum Werk von Elfriede Jelinek, hrsg. zus. mit Thomas Eder (München 2010). Christopher Wild, Professor für Neuere Deutsche Literatur und Theaterwissenschaften an der University of Chicago.