Beschreibung
Woran merken Sie, dass eine Aufstellung systemisch ist? Über das Aufstellen hört man Unterschiedliches: Die einen preisen die Methode als Allheilmittel, die anderen warnen eindringlich vor möglicherweise traumatischen Folgen. Ist die Aufstellungsarbeit nun Therapie oder Scharlatanerie? Dieses Büchlein stellt nicht nur die verschiedenen Methoden vor. Es erklärt kurz und verständlich, wann eine Aufstellung systemisch genannt werden kann und woran Sie das erkennen.
Leseprobe
Aufstellungsarbeit: Therapie oder Scharlatanerie? Unter dem Wort Aufstellung versteht man in der Regel eine psychotherapeutische Gruppentherapie, die dazu dient, die Beziehungen in der Familie zu klären. Oft sagt man deshalb auch Familienstellen. Aufstellungen sind in den letzten zwanzig Jahren sehr in Mode gekommen, aber auch in Verruf geraten. Verschiedene Publikationen behaupteten, dass durch diese Methode die unterschiedlichsten Schwierigkeiten - auch von gar nicht anwesenden Personen - wie von selbst verschwänden. Weil die Technik des Aufstellens so einfach schien, wurde sie auch von Leuten angeboten, deren einzige Qualifikation darin bestand, selbst Aufstellungen besucht zu haben. Bald las man in der Presse von autoritären Manipulationen durch Gruppenleiter, von Selbstmorden nach Aufstellungen und traumatisierenden Erlebnissen der Teilnehmer. Dadurch geriet das Aufstellen mehr und mehr als unseriöse Scharlatanerie in Verruf. Diese zum Teil sehr berechtigte Kritik betrifft unserer Meinung nach jedoch nicht das systemische Aufstellen an sich, sondern vielmehr die Art und Weise der Umsetzung. Es wäre sehr schade, das Kind mit dem Bade auszuschütten, kann man doch mit einer systemischen Aufstellung - wie mit kaum einer anderen Methode - komplexe Schwierigkeiten in Beziehungen sichtbar machen und lösen. Das systemische Aufstellen ist eine sehr tiefgehende psychotherapeutische Intervention, sozusagen eine Operation am offenen Herzen. Die Kunst ist nicht die Technik: Die ist tatsächlich kinderleicht. Die Kunst besteht darin, mit dem aufgestellten Bild so zu arbeiten, dass die Klienten ihr gewünschtes Ziel erreichen - und das so sanft wie möglich. Damit dies gelingt, müssen die Therapeuten oder Gruppenleiter ihr Handwerk beherrschen. Sie sollten sich nicht nur für die Aufstellungsarbeit qualifiziert haben, sondern auch solide Kenntnisse und Erfahrungen in systemischer Psychotherapie und Traumatherapie mitbringen. Im Laufe unserer nun fast zwanzigjährigen Tätigkeit auf diesem Gebiet haben wir viele Erfahrungen mit dem Aufstellen gesammelt. Wir haben die Art und Weise, wie wir selbst Aufstellungen leiten, fortwährend supervidiert und verbessert. Wir haben selbst bei Kollegen aufgestellt und hören von unseren Klientinnen und Klienten viele ganz unterschiedliche Berichte über Aufstellungen. Vor 12 Jahre veröffentlichten wir das Buch Alltagswege zur Liebe, Familienstellen als Erkenntnisprozess. Damit schrieben wir in Deutschland das erste Buch über das systemische Familienstellen nach Virginia Satir und machten darauf aufmerksam, dass es nicht nur die Methode Hellingers gibt. Unsere nunmehr 20jährige Erfahrung mit systemischen Aufstellungen schlägt sich auch in diesem Buch nieder, das sich von den Alltagswegen unterscheidet, auch wenn es Überschneidungen gibt. Es richtet sich an Menschen, die wissen wollen, ob eine Aufstellung die richtige therapeutische Intervention für sie ist, und die sich darüber hinaus optimal darauf vorbereiten wollen. Wenn Sie eine Aufstellung planen, sollten Sie wissen, worauf Sie sich einlassen. Sie sollte wissen, was Sie bei einer systemischen Aufstellung erwarten dürfen und was Sie nicht hinnehmen müssen. Nach den Grundlagen der systemischen Psychotherapie sollten sich alle so arbeitenden Kollegen richten. Um die Aufstellungstechnik zu erklären, beschreiben wir unsere eigene Art des Aufstellens. Das soll überhaupt nicht heißen, dass nur diese richtig ist. Jede Form des Aufstellens ist gut, die zum Ziel des Klienten führt. Das Buch ist so gegliedert, dass nach den Informationen jeweils Platz für Ihre eigenen Aufzeichnungen gelassen ist. Es ist im Übrigen nicht notwendig, das Buch von vorne bis hinten durchzulesen. Sie können Kapitel, die Sie nicht interessieren, überspringen. Fühlen Sie sich frei, nach Lust und Laune darin zu lesen oder damit zu arbeiten. Dazu wünschen wir Ihnen viel Erfolg! Wenn Sie jedoch eine Aufstellung in unserem Institut planen, sollten Sie die mit einem Ausrufungszeichen (!) gekennzeichneten Kapitel durcharbeiten. Auch dieses Buch widmen wir, wie alle unsere Bücher, dem Wohle aller Wesen.