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Die Philosophie des Singens

Philosophie

Erschienen am 03.09.2019
Auch erhältlich als:
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783938539552
Sprache: Deutsch
Umfang: 270 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 21.6 x 15.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Die Stimme ist unser ureigenstes Instrument, und wir haben sie jederzeit bei uns. Sie steht im Zentrum einer Philosophie des Singens, wenn wir uns fragen: Was ist Singen überhaupt? Ist es künstlerischer Ausdruck, Spiegel der Seele oder ein politischer Akt? Was bedeuten cantabile, parlando oder die ganze Stimme, und was können wir für sie tun? Wie singen Tiere? Reicht der Gesang auch bis in die Stille? Welche Rolle spielt er in Nietzsches Philosophie? Hat das Akustische tatsächlich Vorrang vor der Schrift, wie Derrida behauptet? Und ist es ein Unterschied, gemeinsam im Kneipen- oder Kirchenchor zu singen oder alleine unter der Dusche? 20 Autor*innen schreiben über philosophische, poetische und praktische Aspekte einer Kulturtechnik, die immer auch Teil unseres ganz natürlichen Ausdrucks ist. Seit dem Orpheus-Mythos hat das Singen die Philosophie und Literatur geprägt - und tut es noch heute. Herausgeberin und Autorin Bettina Hesse singt seit vielen Jahren. Und auch alle Autor*innen, die in diesem Band zu Wort kommen, haben Spaß am Singen, als Philosophen und Literaten, als Chorleiter und Sängerinnen, mit Stimmperformance und Weltmusik, auf der Bu¨hne, in der Natur, in der Liturgie oder Musiktherapie, selbst im Duett mit Bienen. Mit Beiträgen von: Ralf Peters (Stimmkünstler & Philosoph), Jeanette Zippel (Künstlerin), Volkmar Mühleis (Autor & Dozent), Alexandra Naumann (Sängerin & Dozentin), Lisa Pottstock (Philosophin & Chorleiterin), Maximilian Probst (Journalist), Angela Steidele (Autorin), Mariana Sadovska (Sängerin & Musikerin), Ernesto Pérez Zúñiga (Autor), Konrad Heiland (Musiktherapeut), Bettina Wenzel (Stimmkünstlerin & Komponistin), Julia Hagemann (Sängerin & Chorleiterin), Nika Bertram (Autorin), Ute Almoneit (Autorin), Josef-Anton Willa (Theologe & Seelsorger), Maria Gorius (Kulturwissenschaftlerin), Irene Kurka (Sopranistin), Monika Buschey (Autorin), Markus Stockhausen (Musiker) und Bettina Hesse.

Autorenportrait

Bettina Hesse (Hg.) lebt in Köln. Ihre Leidenschaft als Autorin, Herausgeberin und Dozentin gilt der Literatur, doch das Singen ist Lebenselixier, schon seit dem Philosophiestudium. Mit verschiedenen Ensembles, ihrem Jazzkammerchor oder Projektchören tritt sie regelmäßig auf. Als Stimmperformerin sucht sie - ähnlich wie beim Schreiben - nach allen Aspekten der Stimme, in der Gefühle und Geschichten mitklingen, kurz: nach der ganzen Stimme. www.stimmfeld-verein.de www.rhein-woertlich.de

Leseprobe

Leseprobe aus: Lisa Pottstock - 'Atmen muss ich sowieso' Singen ist verwegen, an einem harmlosen Ort zeigt es sich gewaltig. Ich weiß davon, seitdem ich zum ersten Mal gesungen habe und mich dabei ein Schauder traf, der mir uneinholbar vorkam. Den Mund zu öffnen und einen Ton hinauszugeben, der dann unter keinen Umständen zurück in meine Kehle zu holen war, für immer herausgegeben, vielleicht von einem zum Hören bereiten Ohr empfangen und verarbeitet - das schien mir auf eine stille Weise ein radikaler Vorgang. Für radikal hielt ich, was mit den Entscheidungen des Lebens zu tun hatte, mit den eigenen Entscheidungen, die mir noch weit entfernt und zukünftig waren. Das Radikale am Singen passierte seltsam still, ganz beiläufig war es zugegen in diesem Kinderchor, der doch vor allem das Vergnügen verhießen hatte. Vom Spaß hatten wir gehört, den das Singen machte, jungen und alten Menschen zugleich, und dass gemeinsames Singen etwas richtig Schönes sei. Radikal hörte sich das nicht an, eher nach allgemeiner Freundlichkeit. Der Spaß hat sich auch sofort gezeigt. Freimütig hat er sich eingestellt und tut es seitdem, sobald ich auf Räume des Singens stoße. Darunter aber stürmte es. Hier ging es nicht mehr um ein harmloses Singvergnügen, das mir auch später noch oft wie ein Missverständnis vorkam. Während wir eifrig kleine Töne lernten, ging es darunter um nichts Geringes als die eigene Existenz. Es ging um den eigenen Körper, der sich da irgendwie nach Außen gab und zur Verfügung stellte um willen einer Erfahrung, die die mir vorhandenen Dimensionen überstieg. Sie hatte zu tun mit etwas, das nur in der Gegenwart geschehen konnte, mit einem Loslassen, das einen zugleich anfüllte. Sie war die Erfahrung einer sehr entschiedenen Kraft.

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