Beschreibung
130 Jahre nach seiner Geburt und 70 Jahre nach seinem Tod erscheinen nun auch die kleineren Schriften von Hans Trüb in einer von seinem Urenkel betreuten Ausgabe. Damit sind nach der Neuausgabe seines Grundlagenwerks Heilung aus der Begegnung endlich wieder sämtliche Schriften zugänglich, die den Beginn des langen Wegs zur modernen dialogischen Psychotherapie markieren, wie sie sich im 21. Jahrhundert mit der sogenannten ,Relationalen Wende' darstellt. Die Aufsätze und kleineren Monographien, in denen Trüb ab den 1920er-Jahren seine mit zahlreichen Klient*innen erprobte begegnungszentrierte Methode der Psychotherapie beschrieb und theoretisch fundierte, geben nicht nur Aufschluss über eine stets selbstkritisch-suchende Werkentwicklung. Die schonungslos offene Reflexion des Therapeut-Patient-Verhältnisses, der - schließlich revidierte - Entwurf einer "Psychosynthese" als Alternative zur Psychoanalyse oder das Insistieren auf der Rückkehr zur "Welt" als Ziel der psychotherapeutischen Behandlung markieren eigenständige Wegsteine in der Reflexion über die Grundlagen und die Praxis der Psychotherapie. Mit Trübs kleineren Arbeit wird nun endlich deutlich, dass er die beiden zentralen Themen der modernen Psychotherapieentwicklung im 21. Jahrhundert fast 100 Jahre früher praktisch wie theoretisch zu fassen versuchte: Das Verhältnis von individuellem Leiden und Gesellschaft sowie die therapeutische Beziehung. Ergänzt werden die Texte durch bisher unveröffentlichtes Material aus dem Nachlass sowie Briefe an und von Martin Buber, Ernst Michel u.a. Die Auswahl macht den durchgängig ,dialogischen' Charakter seiner praktischen wie theoretischen Arbeit deutlich, denn auch seine therapeutischen Konzepte entwickelte Trüb ausschließlich im ausführlichen Dialog mit Kollegen und Freunden. Die erstmals in einem Band zusammengefassten Schriften, die lange nicht mehr zugänglich waren oder hier zum ersten Mal veröffentlicht werden, ermöglichen spannende Einblicke in die historische Entwicklung einer Profession. Zudem können sie praktizierenden Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten auch heute noch als Inspirationsquelle dienen, denn die von Trüb mit initiierte Entwicklung zu einer humanistischen und dialogorientierten Psychotherapie stellt den Königsweg zu einer wirkungsvollen Form der Hilfe für den leidenden Mensch dar.
Autorenportrait
HANS TRÜB (1889-1949), Arzt und Psychotherapeut, verheiratet mit Susanna (,Susi') Wolff; nach Studien in Genf, Zürich, Kiel und München Assistenzarzt an der von Eugen Bleuler geleiteten psychiatrischen Universitätsklinik Zürich Burghölzli; 1917 Promotion über die Auffassungsfähigkeit beim Stupor, daraufhin Eröffnung einer psychotherapeutischen Praxis in Zürich; Schüler und enger Vertrauter von C. G. Jung, bei dem er eine Lehranalyse durchläuft; 1921-24 Präsident des Psychologischen Clubs Zürich; um 1922/23 Bruch mit C. G. Jung und Hinwendung zu Martin Buber, dessen dialogische Philosophie er mit der analytischen Psychologie zu verbinden versucht und erfolgreich in die psychotherapeutische Praxis übersetzt; Mitglied des interreligiösen Kreatur-Kreises; intensiver Austausch mit Martin Buber, Franz Rosenzweig, Rudolf Pannwitz, Ernst Michel, Viktor von Weizsäcker u.a.; diverse Vorträge, Aufsätze und kleinere Monographien zum Beziehungsverhältnis von Therapeut und Patient. Die hier edierten Schriften markieren zusammen mit dem im selben Verlag erschienenen Werk 'Heilung aus der Begegnung' den Beginn der dialogischen Psychotherapie.