Beschreibung
Der spirituelle Hintergrund des Kirchenrechts Kirchenrecht - wer denkt da nicht an: lebensfern, skurril, lästiger Fremdkörper. Viele Christen fragen sich auch, was die geistlosen Buchstaben des Gesetzes mit einer lebendigen Spiritualität zu tun haben. Sehr viel, sagt Autorin und Kirchenrechtlerin Sabine Demel. Sie ermutigt den Leser Kirchenrecht im Geist der Kirche anzuwenden und immer wieder neu zu prüfen und auszulegen. So kann Kirchenrecht zu einer lebendigen Spiritualität beitragen. Sabine Demel gibt dem Leser eine grundlegende und lebensnahe Einführung in das Kirchenrecht von heute und zeigt, wie Kirchenrecht in das Leben aufgenommen werden kann.
Leseprobe
1 Schutzmantel der Freiheit und Zwangsjacke der Mächtige - Chancen und Gefahren von Recht (in der Kirche) Schafft Recht Frieden? Was für eine Frage! Was denn sonst! Denken Sie nur daran, was wäre, wenn es nicht das Recht auf Leben, das Recht auf Eigentum, das Recht auf religiöse Freiheit gäbe und deshalb jeder Mörder, jede Diebin und jede religiöse Zwangsausübung unbestraft bliebe? Was für ein Unfriede würde herrschen! So dachte offensichtlich schon der alte Grieche Sophokles und verkündete daher voller Überzeugung: 'Hab ich das Recht zur Seite, schreckt dein Droh'n mich nicht!'5 Das klingt gut, aber stimmt das wirklich? Zumindest in unserer Zeit habe ich da meine Zweifel. Denn mir fällt ein, dass seit einigen Jahren höchstrichterlich ein Kind zu einem Schadensfall erklärt wurde mit dem Anspruch, für seine Geburt Schadensersatz zu verlangen, dann nämlich, wenn seine geplante Abtreibung missglückt ist - ein Kind per Gerichtsurteil zu einem Schadensfall erklärt! Deshalb kommt mir hier eher der Ausruf Ciceros in den Sinn: 'Höchstes Recht ist höchstes Unrecht!'6 Das ist nur die Ausnahme - mögen einige einwenden! Richten wir den Blick weg von dieser Ausnahme hin auf das, was unser tägliches Leben prägt: die Straßenverkehrsordnung, unsere Steuergesetze, das Arbeitslosenrecht und überhaupt die Sozialgesetzgebung, dann stimmt doch, was der Staatsmann Otto von Bismarck vertritt: 'Das Recht ist ein solidarisches Ganzes für alle im Lande, sowohl für die Höchsten wie für die Niedrigsten!'7 Und was ist mit den vielen Verbrechen, die in Vergangenheit und Gegenwart weltweit begangen werden und aus den verschiedensten Gründen unbestraft bleiben: Kindesmissbrauch, Folter, Terror? Der Philosoph Baruch de Spinoza hat völlig recht mit seiner Auffassung: 'Jeder hat so viel Recht wie er Macht hat!'8 (.)