Beschreibung
Was an Hanns Lilje fasziniert, ist die Ambivalenz seiner Persönlichkeit. Er war ein in der Wolle gefärbter Lutheraner, aber auch ein aufgeschlossener Mann der frühen Ökumene, weltgewandt und zugleich fast naiv fromm. Ein glänzender Redner und Schreiber, der hellsichtig die medialen Möglichkeiten der Kirche nutzte, zugleich aber den kirchlichen Binnenraum neu gestaltete: Er gründete das 'Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt' und die Akademie Loccum, zugleich aber setzte er als Bischof pastorale und missionarische Impulse in der Landeskirche und in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Seine Haltung in der Nazizeit: Anfangs begrüßte er die revolutionäre Stunde von 1933, distanzierte sich dann aber von allen Eingriffen in das Binnenleben der Kirche, unterhielt seelsorgerliche Beziehungen zu den Widerstandskreisen und hielt den gewaltsamen Widerstand gegen Hitler zugleich für eine schuldhafte Verfehlung.