Beschreibung
Die Kuppeln von Firmament sind der einzige Rückzugsort der wenigen verbliebenen Menschen in einer von zyklisch tobenden Stürmen beherrschten, postapokalyptischen Welt. Jeder, der in Firmament geboren wird, stirbt auch dort, ohne je die Kuppeln verlassen zu haben. Alles außerhalb der Kuppeln ist tödlich, feindlich und menschenleer, heißt es, und niemand denkt darüber nach, das in Frage zu stellen. Zumindest nicht öffentlich. Una, die schon in ihrer Kindheit wild gelebt und nicht alles akzeptiert hat, kennt einen streng geheimen Weg ins Freie. In den letzten Wochen einer sturmfreien Zeit wagt die 20jährige einen letzten, wütenden Ausflug in die Stille der dunklen Nacht. Sie soll verheiratet werden, unter Kontrolle gebracht.Doch dieser Ausflug bringt ihr mehr als die erhoffte Gelassenheit im Umgang mit ihrem vorbestimmten Leben, er verändert es für immer. Sie begegnet einer Frau von "draußen", die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Während die nächste Sturmzeit unaufhaltsam näher rückt, stellt die undenkbare Begegnung der beiden Frauen nicht nur alles, was sie gelernt haben, in Frage, sondern bringt sie auch in tödliche Gefahr. Comingout und abenteuerliche Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Frauen, die in einer unwirtlichen Zukunft spielt. Eine der Protagonistinnen lebt in einer abgeschlossenen Welt, das Draußen gilt als unbewohnbar, von Naturkatastrophen zerstört. Doch auch "draußen" leben Menschen.
Autorenportrait
Anne Bax gilt als die lesbische Kurzgeschichtenqueen, die den sich wandelnden Alltag rund um Liebe, Lust und Leben lesbischer Frauen pointiert und humorvoll aufs Korn nimmt. "Haarscharf beobachtet sie die Frauen. Bodenlos amüsant." (Aviva). Bisher sieben Bücher, von denen einige Bestseller wurden. Mit ihrem neuen Roman begibt sie sich auf neues Terrain, in ein anderes Genre.
Leseprobe
Einmal nur, als ihre Mutter sie vor Jahren bei den Vorbereitungen zu einem ihrer nächtlichen Solo-Ausflüge ertappt hatte und daraufhin tagelang schweigend mit ihr die Wohnung teilte, hatte Una sie wütend gefragt, warum sie ihr den streng verbotenen Weg nach draußen denn überhaupt gezeigt hatte. "Das war ein Fehler! Eine Dummheit! Ein tragischer Hang zur Nostalgie! Ich hätte das nicht tun sollen. er hätte das gewollt. er wollte so viel. ich.", hatte Elsen aus zusammengepressten Lippen hervorgestoßen, sich dann selber unterbrochen und müde und alt ausgesehen. Das war alles, was sie über das Thema sagen wollte, in den ganzen zehn Sturmzeiten, die Una jetzt schon von der Schleuse wusste. Keine Erklärungen, woher sie den Weg kannte, keine Geschichten darüber, warum sie selber einst hinausgegangen war. Nichts. Nur dieses unglückliche Schweigen, wenn sie das Thema angesprochen hatte, und der Satz "Wenn du schon rausgehst, dann nur in der Nacht und nie weiter als bis zur Bank!" Da jetzt keine Sturmzeit war, trieb der Wind nur wenig Staub durch das dornige Gestrüpp, das ihr auch hier oben bis zu den Knien reichte. Über den mächtigen, matt glänzenden Kuppeln von Firmament, die sich kilometerweit über die ganze Ebene erstreckten, hing der volle Mond wie eine vor langer Zeit angebrachte und vergessene Dekoration zwischen der Nacht und den Sternen. Der helle Trabant und das matte Leuchten der Kuppeln ließ die Dunkelheit um sie herum noch bedrohlicher und endloser erscheinen. Firmament, das einzige, künstliche Gebilde, so weit ihre Augen reichten. Firmament, ihr Zuhause, ihr Schutz vor der vor langer Zeit aus den Fugen geratenen Welt. Firmament, die letzte Zuflucht der Menschheit. Firmament, ihr Gefängnis.