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Das Okkulte

Eine Erfolgsgeschichte im Schatten der Aufklärung - Von Gutenberg bis zum World Wide Web

Erschienen am 18.02.2008
24,95 €
(inkl. MwSt.)

Nicht lieferbar

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783886808885
Sprache: Deutsch
Umfang: 352 S., 30 s/w Illustr.
Format (T/L/B): 3.2 x 22 x 14.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

"Die Augsburger Ethnologin und Kulturhistorikerin Sabine Doering-Manteuffel hat sich auf der Grundlage eines breiten und intensiven Quellenstudiums in ganz Europa in das Halbdämmer der Moderne begeben, wo unter dem Baum der Aufklärung ein wucherndes Schattengewächs des Okkulten gedeiht. … Sabine Doering-Manteuffel ist ein großer Wurf gelungen: Die Vernünftigen sollen auf der Hut sein. Die Entzauberung der Welt war am Ende vielleicht auch nur ein Traum." Frankfurter Allgemeine Zeitung "Sabine Doering Manteuffel, Professorin für Europäische Ethnologie in Augsburg, hat jetzt über den Teufel als Medienvirtuosen ein Buch geschrieben, das ihn beherzt von der Gutenbergära bis ins Internet verfolgt. … Immer wenn dieses Buch sich Zeit nimmt, eine einzelne Geschichte zu erzählen, ist es am besten, so in der über die Kornkreise in England, die seit den 1980er Jahren immer neue - oft ins Extraterrestrische zielende - Erklärungen auf sich ziehen." Süddeutsche Zeitung "Doering-Manteuffel beschreibt in spannender Weise das Okkulte als langen Schatten der Aufklärung." Deutschlandradio Kultur

Autorenportrait

Sabine Doering-Manteuffel, geboren 1957, ist Professorin für Europäische Ethnologie an der Universität Augsburg. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit dem Phänomen des Okkultismus in Europa und den USA und widmete ihm zahlreiche Forschungsaufenthalt

Leseprobe

Das Schattenreich ist das Paradies der Phantasten: Als Immanuel Kant diese Worte 1766 niederschrieb, befanden sich die Europäer gerade auf dem Weg, die Welt des 'Schattenreichs' hinter sich zu lassen. Die Naturwissenschaften brachten neues, geprüftes Wissen über die Gesetze im Universum und in der Natur hervor. Die Philosophen der Aufklärung konzentrierten ihr Denken darauf, dem Verstand Vorrang vor dem Glauben und einer naiven Weltsicht einzuräumen oder - wie Kant es nannte -den 'Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit' zu befördern. Es ging ihnen darum, daß der Mensch lerne, den Horizont seines Denkens durch rationale Erkenntnis und wissenschaftliche Erfindungen auszuweiten. Das alles schien wie nach Plan zu verlaufen. Eine dieser Erfindungen, der Druck mit beweglichen Lettern, hatte schon längst vor dem Beginn der Aufklärung zur Erfolgsgeschichte des neuzeitlichen Europas beigetragen und bildete eine Voraussetzung für die Ausbreitung aufklärerischen Wissens. Die erste Medienrevolution zeichnete sich bereits an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ab, als es dank Gutenberg möglich wurde, Hunderte, ja Tausende völlig identischer Texte in kürzester Zeit verfügbar zu machen. Wer Erkenntnisse in standardisierter Form speichern und verbreiten konnte, schuf die Voraussetzung dafür, daß sie an nahezu beliebig vielen Orten wieder und wieder gelesen, rezipiert oder - wie wir heute sagen als Informationen abgerufen werden konnten. Das förderte die Fähigkeit, den Fortschritt des Wissens steuernd zu beeinflussen. Im 18. Jahrhundert wurde die Aneignung der Welt unter dem Postulat der Vernunft zu einem allgemeinen Anliegen. Man meinte, getrost in die Zukunft schauen zu können, weil man jetzt davon überzeugt war, sie rational zu bewältigen. Zwar klagten die Volksaufklärer - Verwaltungsbeamte, Kirchenmänner und Erzieher - über die vermeintliche Dummheit des Volks, die trotz des hellen Lichts der Aufklärung noch überall anzutreffen sei. Aber man werde damit schon fertig, wenn nur die Bildung zügig voranschreite. Bildung bedeutete in jener Epoche vor allem, lesen und schreiben zu können. Die wackeren Aufklärer beachteten allerdings nicht, daß die wachsende Zahl von Lesern in Stadt und Land nicht nur die Schriften Kants studierte oder die Bibel las, nicht nur zwischen Wissenschaft und Theologie zu unterscheiden lernte, sondern daß seit Gutenbergs Zeiten auch allerhand Schundliteratur im Umlauf war, die nun unter der Bevölkerung kursierte. Die kritischen Beobachter kamen bei der zunehmenden Fülle an Lesestoffen kaum noch nach, all das zu kontrollieren, was in manch kleinem Kontor, in mancher Winkeldruckerei aus der Presse kam. Die Kaninchengeburt zu Ipswich Werfen wir einen Blick in eine Offizin am Buttermarkt im englischen Ipswich. Dort erblickte im Jahr 1726 zum Preis von zwei Pence eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Geschichte das Licht der Öffentlichkeit. Wie viele seiner Kollegen hatte auch der ortsansässige Drucker John Bagnall aufregende Nachrichten in die Presse gegeben. Auf sechs Seiten billigen Papiers ging es um eine Frau aus Guildford südöstlich von London, die angeblich Kaninchen und Katzenbeine zur Welt gebracht hatte. Die Geschichte ist rasch erzählt. Eine arme junge Magd aus dem kleinen Ort Godalmin hatte auf dem Feld ein schwarzes und ein graues Kaninchen gesehen, die sie vergeblich zu fangen versuchte. Während der Hopfenernte verspürte sie einen Abgang aus ihrem Leib, der sich als Kaninchenleber entpuppte. Nach und nach gebar die Frau, unter Zeugenschaft des Geburtshelfers und Wundarztes John Howard, insgesamt siebzehn Kaninchen und drei Beine einer gefleckten Katze, die jener ähnlich sahen, welche die Gepeinigte bisweilen in ihr Bett gelassen hatte. Die Angelegenheit war bis zu einem gewissen Grade glaubwürdig, weil man davon ausging, daß der Gemütszustand einer schwangeren Frau sich in der Gestalt des Neugeborenen niederschlagen könne. Mißgeburten konnten auf diese Weise e Leseprobe

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