Beschreibung
Wer ist Kornél Esti? Ein Bohémien und Bürgerschreck, ein Mephisto der Moderne, der im eleganten Budapest sein Unwesen treibt, eine der lebendigsten Fiktionen, die jemals zu Papier gebracht wurden. Sein Schöpfer ist ein braver Bürger, zu feige, um selbst gegen gesellschaftliche Konventionen zu verstoßen. Doch da er zufällig fabelhaft schreiben kann, ersinnt er sein Alter Ego Kornél Esti und gewährt ihm jede erdenkliche Freiheit. So findet Kornél Esti den Weg in die "ehrliche Stadt", in der die Restaurants ihre miese Kost preisen und sich alle Zeitungen freimütig dazu bekennen, die Lüge und nichts als die Lüge abzudrucken. Im Zug verbringt er die ganze Nacht im intensiven Gespräch mit einem bulgarischen Schaffner - ohne auch nur eine Silbe der Landessprache zu beherrschen. Später berät Kornél Esti eine alte Dame in literarischen Fragen, obwohl er das Manuskript der späten Debütantin nicht einmal ausgepackt hat. Eine höchst unwillkommene Erbschaft zwingt ihn schließlich, das Geld unerkannt unter die Leute zu bringen. Das kostet mehr Zeit und Kraft, als man gemeinhin annehmen möchte. Man staunt über den Einfallsreichtum jeder einzelnen Episode in Kornéls Lebensroman: Kein Wunder, daß Kosztolányi seinen Helden so sehr liebte. Wie ansteckend diese Liebe wirken kann, ist nun der ersten vollständigen deutschen Fassung zu entnehmen, in der neuen Übersetzung von Christina Viragh - die bereits Sandor Marai und Imre Kertész kongenial übertragen hat.
Autorenportrait
Dezso Kosztolányi (1885-1936) gilt als großer Erneuerer der ungarischen Literatur im 20. Jahrhundert. In allen Gattungen bewandert, schuf er bedeutende Lyrik, Romane, Novellen und Essays. Neben Shakespeare und Oscar Wilde hat er auch Heine, Hölderlin und Rilke ins Ungarische übersetzt. Seine beiden Meisterwerke unter den Romanen - 'Nero' (1922) und 'Ein Held seiner Zeit' (1933) - zählen zur Weltliteratur und haben bis heute nichts an Frische und Originalität eingebüßt.