Beschreibung
"Ein Datum in der Geschichte des deutschen Theaters", so bezeichnet Peter Iden am 2. April 1969 Peter Steins Inszenierung des Tasso' in Bremen. Nach dem Eindruck zunehmender Bedeutungslosigkeit des Theaters scheinen sich hier neue Wege zu öffnen zu einer sprach- und formbewussten dramatischen Kunst, die dabei die realen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse nicht aus dem Blick verliert. Wie kein anderer hat der Frankfurter Theater- und Kunstkritiker Peter Iden die ästhetische Äußerung des Theaters stets nach deren Wirklichkeitsangebot befragt und in dieser Verschränkung das Fundament der dramatischen Kunst gesehen. Der vorliegende Band trifft eine Auswahl aus den Theaterkritiken, die Peter Iden seit den frühen sechziger Jahren bis heute für die "Frankfurter Rundschau" geschrieben hat, und zeigt die ganze Bandbreite seines kritischen Schaffens: Von der Analyse klassischer und junger experimenteller Stücke auf den großen Bühnen über persönliche Porträts von Dramatikern, Schauspielern und Regisseuren bis hin zum Nachdenken über Fassbinders Frankfurter Skandal, den Sinn von Happenings und freien Ensembles, Arbeitsbedingungen am Theater oder Gewalt auf der Bühne. Chronologisch geordnet, mit einigen Schwerpunkten und speziellen Autorenporträts wie Samuel Beckett, Peter Handke, Botho Strauß und Thomas Bernhard, bilden diese Kritiken eine ganz persönliche Geschichte des deutschsprachigen Nachkriegstheaters und dokumentieren gleichzeitig das Lebenswerk einer der großen Theaterkritiker unserer Zeit. Der Band ist mit einer ausführlichen Einleitung und mit einem Register versehen und enthält zahlreiche Abbildungen aus den besprochenen Aufführungen.