Beschreibung
Wegen eines Augenleidens gönnte sich Richard Dana 1835 eine Auszeit. Statt der ärztlich verschriebenen Erholungsreise heuerte der Harvardstudent auf der "Pilgrim" an, einem schwimmenden Warenhaus mit Kurs auf die Westküste Nordamerikas. In einer Nussschale den Unbilden der Natur, Sturm, Eis und der Willkür des Kapitäns ausgesetzt, lernte Dana das Handwerk des Seemanns von der Pike auf - und er lernte fürs Leben. Zwei endlos scheinende Jahre dauert die Reise von Boston um Kap Horn zu Orten, die heute jedes Kind kennt, welche damals aber kaum entwickelte, schwer erreichbare Siedlungen in einer fernen, armen Provinz Mexikos waren. Ohne zu wissen, was ihn erwartet, lernte der Jugendliche aus Gutem Haus seine Welt von einer anderen Seite kennen - er erfährt die Schattenseite seiner Gesellschaft ebenso wie die noch weitgehend unerforschte Seite seines Kontinents. Viel lernt er auch über die Natur: Natur des Menschen in kritischen Situationen, Natur der See in Wind und Wetter, Natur des Handels zwischen Ost- und Westküste, Natur des Rechts, dem die Matrosen unterworfen sind. All dies ist Gegenstand seines Reiseberichts, der die Welt des alten Kalifornien vor dem Vergessen rettet und die Grundlage bildete für sein lebenslanges Rechtsempfinden und sein Engagement für Seeleute, Sklaven und vom Schicksal weniger Begünstigte.
Autorenportrait
Richard Henry Dana jr. wurde 1815 als Sohn des gleichnamigen Anwalts und Dichters in Cambridge, Massachusetts, geboren. Nach der Schulzeit, die er unter anderem an einer von Ralph Waldo Emerson geleiteten Privatschule verbrachte, schrieb er sich 1831 als Student der Rechte am Harvard College ein. Ein Augenleiden veranlasste ihn 1834 zur Unterbrechung des Studiums auf ärztlichen Rat. Nach seiner Rückkehr setzte er sein Studium an der späteren Harvard Law School fort, schloss es 1837 ab und erlangte 1840 die Zulassung als Verteidiger bei Gericht. Insbesondere seine Erfahrung der Willkür an Bord führte dazu, dass er sich auf Seerecht spezialisierte und sich für die Seeleute einsetzte. The Seaman's Friend von 1841 wurde zu einem Standardwerk über die Rechte und Pflichten der Seeleute. Als Abolitionist setzte sich Dana außerdem für die politischen Rechte der Sklaven ein und diente während des Bürgerkriegs als United States Attorney. Trotz seiner Umtriebigkeit und seines Engagements gibt es von ihm nur wenige Veröffentlichungen, darunter den Bericht einer Reise nach Kuba (To Cuba and Back), die er unternahm, als der Senat 1859 erwog, die Insel den Spaniern abzunehmen. Dana starb 1882 in Rom, wohin er für Studien zum Internationalen Recht gereist war.