Beschreibung
Jeder weiß es: Für die eigene Beziehung muss man etwas tun. Aber was? Und was sollte man tunlichst unterlassen? Das Buch beschreibt in sieben Regeln, wie man Enttäuschungen mit dem Partner vermeidet und die Liebe langfristig erhalten kann, ja ihr sogar neue Impulse vermittelt. In jeder Beziehung schließen die Partner heimliche Verträge, die ihnen häufig gar nicht bewusst sind. Bei diesen geht es darum, die richtige Balance zu finden zwischen Fürsorglichkeit einerseits und der Autonomie der Partner andererseits. Das Gelingen oder Scheitern einer Beziehung hängt oft damit zusammen, ob es gelingt, die Regeln zur Autonomie der Partner zu wahren. Revenstorf zeigt die jeder Beziehung zugrunde liegenden Mechanismen auf: Wenn man sie kennt und richtig mit ihnen umgeht, wird das die Partnerschaft bereichern; wenn nicht, kann das zum Scheitern führen. Fallbeispiele erläutern die Mechanismen, die zur Verstrickung der Partner führen. Darin liegen gleichzeitig Konfliktpotentiale und Chancen. Wir müssen also permanent an unserer Beziehung arbeiten, erfahren aber auch, dass es durchaus Freude machen kann, an seiner Beziehung zu feilen und in sie zu investieren.
Autorenportrait
Dr. Dirk Revenstorf ist Professor für Klinische Psychologie an der Universität Tübingen. Er studierte Chemie, Philosophie und Psychologie, arbeitete am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und an Universitäten in Kalifornien, Israel und Mexiko. Er ist Ausbilder für Verhaltenstherapie und Hypnotherapie und Leiter der Akademie der Milton-Erickson-Gesellschaft in Tübingen.
Leseprobe
Vorwort Liebe ist der Schlüssel, der das Gefängnis öffnet, in dem unsere Seele gefangen ist. Die meisten Liebesfilme enden, wenn sich die Liebenden gefunden haben. Dieses Buch handelt davon, wie es danach weitergehen kann. Liebe ist kompliziert. Aber sie ist so wunderbar, dass es unglaublich dumm wäre, auf sie zu verzichten nur um sich die Mühe zu ersparen, an der Beziehung zu arbeiten. Ich selbst bin wie ein Blinder durch den Dschungel von Liebesbeziehungen geirrt und habe tastend nach dem richtigen Weg gesucht. Dabei taten sich immer neue Rätsel auf, wenn das Liebesglück unverhofft da war - und sich dann wieder auflöste wie der Morgennebel. Eine Vielzahl von klugen und bereichernden Büchern durchstöberte ich nach Hinweisen, wie eine Liebesbeziehung gelingen kann, und fand in jedem Buch wieder andere Behauptungen darüber, was für die Liebe nötig sei: Die Sexualität sei wichtig, die Fürsorglichkeit, das Fremde, das Vertraute, die Toleranz, die gemeinsamen Visionen, die Autonomie und das Wachstum. Vermutlich ist an allem etwas dran, aber wie hängt es zusammen? Wie wollte ich den Paaren helfen, die im Irrgarten der Liebe verzweifelten, wenn sich die vielen Puzzlestücke nicht zu einem verstehbaren Bild zusammenfügen? Allmählich nicht zuletzt durch das Privileg, mit Paaren und Einzelnen über ihr Unglück in der Liebe sprechen, sie zeitweilig auf ihrem Weg begleiten und gemeinsam die Stolpersteine ihrer Beziehungen beiseite räumen zu können wurden Um risse davon deutlich, was zu einer gelungenen Liebesbeziehung gehört. Es ist viel, was dabei ineinander verzahnt ist, und es ist hilfreich, etwas davon zu verstehen. Am Ende schrumpft es auf wenige Dinge zusammen, die das Glück in der Liebe ausmachen. Dieses Buch ist der Versuch, die Bestimmungsstücke und Randbedingungen für eine geglückte Liebesbeziehung zu sichten und umrisshaft zu einem Bild zusammenzufügen. Das Resultat sind sieben Regeln, die es zu beachten gilt, um in der Beziehung glücklich zu bleiben. Das Buch ist folgendermaßen angelegt: Um zu erkennen, wie diese sieben Regeln zustande kommen, wird im Abschnitt über das Glück beschrieben, warum es sich lohnt, in die Liebe Mühe zu investieren (Kapitel 1-3). Im zweiten und dritten Abschnitt wird geklärt, was unter Sexualität und Erotik, Verliebtheit und Liebe zu verstehen ist: Begriffe, die gelegentlich miteinander verwechselt werden (Kapitel 4-7). Dazu gehört auch die Dynamik der Anziehung zwischen Liebespartnern und die Frage, welche Konflikte darin verborgen sind (Kapitel 8 und 9). Anschließend untersuchen wir, warum bestimmte Konflikte in Liebesbeziehungen kulturell vorprogrammiert zu sein scheinen. Dazu muss man sich das Ambiente vor Augen führen, in dem Liebesbeziehungen entstehen: Biologische, kulturelle und soziale Randbedingungen sowie die Familie bilden die Nische, in der sich Bindungsmuster entwickeln, welche die Liebesbeziehung formen (Kapitel 10-13). Diese Bestandsaufnahme schließt mit einer Beschreibung der Formen der häufigsten Liebesbeziehungen - sozusagen eine Variation von Liebesbeziehungen an einer Salatgarnitur von Forschungsergebnissen (Kapitel 14-16). Die Kapitel 1-16 stellen Ihnen die Hintergründe und Voraussetzungen für den dann folgenden praktischen Teil vor - wenn Sie mehr an den praktischen Einsichten interessiert sind, müssen Sie diesen ersten Teil nicht unbedingt akribisch studieren. Die nächsten beiden Kapitel (17 und 18) sind wichtig, denn in ihnen geht es um des Pudels Kern: Liebe kann nur gelingen, wenn sie sich entwickelt. Wie das geht und woran das Wachstum scheitern kann, wird in den nächsten drei Kapiteln erläutert (19-21), die für das Verständnis des Liebesglücks von besonderer Bedeutung sind. (Falls Sie feststellen, dass etwas, was Sie übersprungen haben, vielleicht doch von Interesse ist, können Sie ja einfach zurückblättern.) Wenn man von traditionellen Vorstellungen über Ehe und Familie ausgeht, klingen die sieben Regeln vielleicht ungewohnt. Liebe erfordert im Gegensatz zur gewohnten Auffassung nämlich ständige Bemühung und Reformbereitschaft. Die Regeln sind aber überschaubar, weil sie auf wenigen menschlichen Grundwerten beruhen: Verantwortung, Echtheit und Wachstum. Viel Glück - und nun zunächst viel Spaß bei der Erkundung Ihrer ganz besonderen Möglichkeiten, zu lieben und zu wachsen. * * Um den Zusammenhang der beschriebenen Beispielfälle im Einzelnen rekonstruieren zu können, wurde vor dem Literaturverzeichnis (S. 94) eine Auflistung der Fälle und ihrer Erwähnung im Text eingefügt. Einleitung Liebe ist die einzige Alchemie, die alles in Gold verwandelt. Sie ist der einzige Zauber gegen den Tod, das Altern und die Langeweile. Anaïs Nin Menschen in westlichen Zivilisationen gehen nicht mehr so leicht wie früher verbindliche Beziehungen ein und geben sie auch schneller wieder auf. Sie gehen dennoch immer häufiger Beziehungen aller Art ein. 1 Seit 1975 ist in Deutschland ein Bindungstief und eine ständige Zunahme der Scheidungsrate zu verzeichnen: Die Zahl der Eheschließungen sank um ein Drittel von 500 um 1960 auf 386 pro Tausend Einwohner 2004, während die Scheidungsrate im gleichen Zeitraum von 8 % auf 54 % stieg. Zugleich ist eine größere Vielfalt von Liebesbeziehungen zu verzeichnen. Häufiger werden Zweitehen mit Kindern aus mehreren Familien oder auch Fernehen ohne gemeinsame Wohnung oder Kinder eingegangen; immer mehr Beziehungen verzichten zudem auf die Treueüberprüfung. Bei aller Vielfalt von Beziehungsformen wird aber gleichzeitig eine neue Romantik der Zweisamkeit proklamiert. Offensichtlich bleibt neben dem Glück der Abwechslung im Singledasein die Liebesbindung mit oder ohne Trauschein attraktiv; sie verspricht eine Form von Bezogenheit, die eine tiefe Sehnsucht erfüllt. Wie diese Form aussieht - diese Frage soll uns hier beschäftigen. Menschen versuchen bekanntlich durch viele Dinge glücklich zu werden - durch Ansehen, Reichtum, Familiengründung, Hobbys, sportliche Leistung oder meditative Versenkung. All diese Wege sind mit gewissen, manchmal sogar großen Anstrengungen verbunden, aber dafür einigermaßen kontrollierbar. Liebe dagegen wird einem wie ein Geschenk in den Schoß gelegt; sie ist weder willentlich herbeizuführen noch willentlich aufzulösen. Das macht sie riskant wie ein Glückspiel. Man kann nur versuchen, sie zu halten, wenn sie da ist. Doch schmerzhafte Überraschungen sind nicht auszuschließen: etwa, wenn sich das Sehnen nicht erfüllt oder durch Verlust enttäuscht wird; Kränkung, Trauer und Eifersucht müssen wir dann als Kehrseite des Glücks erleben, die auf ihre Weise verhindern, dass das Leben langweilig wird. Doch es sind nicht nur Spielernaturen, die auf die Liebe als Glücksbringer setzen. Menschen, die es vorziehen, auf der sicheren Seite zu bleiben, sichern sich gern gegen unangenehme Wendungen in der Liebe ab und glauben so unvorhergesehene Momente vermeiden zu können. In gewissem Ausmaß geht das, wenn man Liebe auf eine freundschaftliche oder pragmatische Form zurechtstutzt. Auf der anderen Seite wird durch unvorhergesehene Momente - schöne und schreckliche - das eigene Leben rückblickend zum lesenswerten Roman - und wer will schon einen langweiligen Roman gelebt haben? Liebe sei das stärkste Motiv des Menschen, sagt der englische Philosoph Bertrand Russell. Sie verhöhnt den Verstand, indem sie einen unwiderstehlichen Sog ausübt, sich auf das Unberechenbare einzulassen. Wenn sie einen erfasst hat, wird der Egoist selbstlos und der Angriffslustige mindestens vorübergehend sanftmütig; sie stellt, und das ist vielleicht das Wichtigste an ihr, ein natürliches Gegengewicht zur Aggression dar. Ohne Liebe hätten sich die Menschen wohl schon längst ausgerottet, denn ihnen ist die natürliche Beißhemmung innerhalb der Spezies verloren gegangen, welche die in dieser Hinsicht viel 'humaneren' Tiere noch haben. Aber die Bindung an den Partner in Liebe ist nicht nur Idylle. Wenn der Rausch der Verliebtheit verebbt, kann sie unversehens zur To...