Beschreibung
Eine 'kleine Studie über das Vespucci-Problem' nannte Stefan Zweig diesen didaktisch angelegten Essay, der zuerst 1944 posthum mit dem Untertitel Geschichte eines historischen lrrtums erschien. Diese Untersuchung, wie es zur Benennung Amerikas nach dem Vornamen eines Mannes kam, der mit der eigentlichen Entdeckung gar nichts zu tun hatte, gehört, trotz ihres schmalen Umfangs, in die Reihe von Stefan Zweigs 'histoires racontées', seiner großen Zeit- und Geschichtsdarstellungen. Der italienische Seefahrer Amerigo Vespucci (1451-1512) deckte mit seiner Erkenntnis eines anderen, des neuen Erdteils lediglich Christoph Columbus' Irrtum auf, er habe den kürzesten Seeweg nach Indien gefunden. Für die Namensgebung aber ist er durchaus nicht verantwortlich - die erfolgte, ohne sein Wissen und Zutun, 1507 durch den Kartographen Martin Waldseemüller in der Cosmographiae introductio, der Einführung in die Kosmographie. Dort heißt es, da Americus - eine eigenwillig latinisierte Form von Amerigo! - den vierten Erdteil als solchen erkannt habe, könne man ihn Americus oder - da alle Erdteile weiblich bezeichnet werden - America nennen. Dies also ist 'der eigentliche Taufschein Amerikas', und so hat für lange Zeit der Namenspatron Amerigo Vespucci ungerechtfertigterweise als der Entdecker der Neuen Welt gegolten.
Autorenportrait
Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und lebte ab 1919 in Salzburg, bevor er 1938 nach England, später in die USA und schließlich 1941 nach Brasilien emigrierte. Mit seinen Erzählungen und historischen Darstellungen erreichte er weltweit in Millionenpublikum. Zuletzt vollendete er seine Autobiographie Die Welt von Gestern und die Schachnovelle. Am 23. Februar 1942 schied er zusammen mit seiner Frau »aus freiem Willen und mit klaren Sinnen« aus dem Leben.