Beschreibung
Die Seele von Schloss Lepnik, dem verschuldeten mährischen Landgut, auf das sich Graf Saill nach dem vorzeitigen Ende seiner Offizierslaufbahn zurückgezogen hat, ist der Kammerdiener Anton Toman. Er geht ganz in seinem Dienst auf, nimmt von seinem Herrn Gutes wie Böses unterwürfig hin und ist dabei vollkommen glücklich. Sein Sohn Edmund aber, der nicht begreifen kann, dass sein Vater jede Laune des Grafen wichtiger ist als die eigene Familie, erkennt nach und nach, welch gefährlicher Unmenschlichkeit die Opferbereitschaft des Kammerdieners Vorschub leistet. Mit diesem 1942 im englischen Exil entstandenen, bisher unveröffentlichten Roman erreicht Winders lebenslange Auseinandersetzung mit den Wurzeln des totalitären Denkens im 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Aus der Perspektive unserer Zeit, die sich der selbstgerechten Illusion hingibt, den Totalitarismus überwunden zu haben, gewinnt seine subtile Analyse der Kammerdienermentalität eine erschreckende, neue Bedeutung.
Autorenportrait
Ludwig Winder wurde 1889 als Sohn eines Lehrers im südmährischen Schaffa geboren und starb 1946 in Baldock, England. Feuilletonredakteur u.a. bei der "Bohemia" in Prag. 1939 Flucht über Polen nach Großbritannien. Autor mehrerer Romane, darunter "Die nachgeholten Freuden" und "Der Kammerdiener".