Autorenportrait
Dr. David B. Agus, geboren 1965 in Baltimore/USA, ist einer der renommiertesten Onkologen Amerikas und hat sich dem Kampf gegen Krankheit verschrieben. Als Mediziner und Ingenieur entwickelt er zukunftsweisende High-Tech-Methoden zur Therapie von Krebs. Er hält zwei Professuren und leitet das USC's Westside Cancer Center und das Center for Applied Molecular Medicine. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem »Physician Research Award« der amerikanischen Krebsgesellschaft und dem Titel »Rockstar of Science« des Männermagazins GQ.
Leseprobe
Einleitung: Die Macht der Vorbeugung Mindestens zweimal pro Woche sage ich einem Patienten, dass ich nichts mehr in meinem Arsenal habe, um seinen Krebs zu bekämpfen. Es ist vorbei, und in den meisten Fällen ist das Ende nah. An dieses qualvolle Gespräch habe ich mich nie gewöhnen können. Aber es gehört zu meinen Aufgaben als Arzt. Es ist unerträglich, dass unsere heutige Krebsbehandlung mit wenigen beachtenswerten Ausnahmen nicht besser ist als vor fünfzig Jahren. Noch ärgerlicher ist, dass viele meiner Patienten ihren Krebs oder andere lebensverändernde Krankheiten hätten vermeiden können, wenn sie früher in ihrem Leben ein paar Dinge anders gestaltet hätten. Das macht diese Gespräche noch verstörender. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten Leute die überwiegende Mehrzahl heutiger Krankheiten hinauszögern oder ganz verhindern könnten - nicht nur den Krebs, sondern auch Herz- und Nierenleiden, Schlaganfälle, Fettleibigkeit, Diabetes, Autoimmunerkrankungen, Demenz und andere neurodegenerative Erkrankungen -, wenn sie frühzeitig ein paar gesunde Gewohnheiten übernehmen und krank machende Gewohnheiten meiden würden. Die beste Art, nicht nur den Krebs, sondern auch alle anderen Leiden zu bekämpfen, die sich typischerweise im Laufe der Zeit entwickeln, ist, ihnen vorzubeugen. In den USA sind jährlich sieben von zehn Todesfällen auf chronische Krankheiten wie die zuvor erwähnten zurückzuführen. Herzleiden, Krebs und Schlaganfälle sind für über 50 Prozent aller Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Etwa die Hälfte von uns lebt derzeit mit einer chronischen Erkrankung. Doch Vorbeugung lässt sich nur schwer verkaufen. Prüfen Sie sich einen Moment lang selbst: Können Sie sich vorstellen, in welcher Verfassung Sie sich in zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren befinden werden? Wir alle wollen heute unseren Vorstellungen entsprechend leben und bezahlen den Preis dafür später. Dass meine Patienten diesen Preis bezahlen, erlebe ich täglich - ich brauche ihnen einfach nur in die Augen zu schauen. Mir wäre nichts lieber, als dass mein Job überflüssig würde. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der wir alle an Altersschwäche sterben - unsere Körper gehen kaputt, so wie ein altes Auto mit Hunderttausenden von Kilometern auf dem Tacho. Eines Tages springt der Motor nicht mehr an, und nichts kann ihn wieder zum Leben erwecken. Bis 1951 durfte in den USA noch 'Altersschwäche' als Todesursache auf einem Totenschein stehen. Danach mussten wir eine spezifische Krankheit, Verletzung oder Komplikation angeben. Es ist schon erstaunlich, dass in einer hoch technisierten Welt, die uns Zugang zu weitreichendem Wissen über den Erhalt unserer Gesundheit bietet, vermeidbare, nicht übertragbare Krankheiten für mehr Todesfälle weltweit verantwortlich sind als alle anderen Ursachen zusammengenommen. Nur selten hören wir, dass jemand mit 99 Jahren friedlich im Schlaf dahingeschieden ist. Stattdessen hören wir von Menschen, die entsetzlich gelitten haben und schließlich nach einem langen 'Kampf' ihrer Krankheit erlegen sind. In unserem Informationszeitalter, in dem die Medien Gesundheitstipps wie Süßigkeiten austeilen, ist es sehr mühevoll geworden, gesund zu bleiben. Denken Sie nur an Ihre eigene Suche nach der Wahrheit darüber, was gut - oder schlecht - für Sie ist. Üblicherweise verlassen wir uns darauf, dass Experten uns sagen, wie wir leben sollen - auf Presseberichte über die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse, auf Bestseller, die die eine oder andere Theorie anpreisen, auf Regierungsempfehlungen, auf Behauptungen auf Produktetiketten und auf Ärzte wie mich. Doch wir werden mit einer Flut von Ratschlägen bombardiert, die sich zudem noch häufig widersprechen. Was sollen wir mit einem großartigen Medienbericht über eine neue Studie anfangen, die ergeben hat, dass Multivitamine dem Krebs effektiv vorbeugen - nur um am nächsten Tag einen anderen Medienbericht zu lesen, in dem es heißt, Multivitamine könnten das Krebsrisiko erhöhen und würden nic