Beschreibung
1937 lernte die sechzehnjährige Sophie Scholl Fritz Hartnagel kennen. Zwischen 1937 und 1943 schrieben sie sich zahlreiche Briefe, die bewegende Zeitzeugnisse und zugleich das Vermächtnis einer innigen Freundschaft sind.
Autorenportrait
Hermann Vinke wurde 1940 in Rhede/Emsland geboren. Er studierte Geschichte und Soziologie an der Universität Hamburg und arbeitete bis 1981 als Redakteur beim NDR. Anschließend lebte er fünf Jahre als ARD-Korrespondent in Tokyo und vier Jahre als NDR/WDR-Korrespondent in Washington. Vinke kehrte 1990 nach Deutschland zurück, wo er das ARD-Studio Ostdeutschland in Berlin leitete. Von 1992 bis 2000 war er Hörfunkdirektor bei Radio Bremen. Vinke schreibt seit 1978 Jugendbücher. Ihm ist es wichtig, dass vor allem junge Menschen aus der Geschichte und den Fehlern der Vergangenheit lernen. Für seine Bücher erhielt er einige der wichtigsten Jugendliteraturpreise. Hermann Vinke lebt in Bremen.
Leseprobe
"Mein lieber Fritz! Gestern habe ich einen wunderbaren blühenden Stock gekauft, er steht vor mir auf dem Schreibtisch am hellen Fenster, seine graziösen Ranken, über und über mit zarten lila Blüten besetzt, schweben vor mir und über mir. Er ist meinen Augen und meinem Herzen eine rechte Freude, und ich wünsche mir nur, daß Du kommst, bevor er verblüht ist. Wann wirst Du nur kommen?" Diese Zeilen schreibt Sophie Scholl am 16. Februar 1943, zwei Tage vor ihrer Verhaftung in München, an ihren Freund Fritz Hartnagel. Am 22. Februar antwortet Hartnagel: "Wieder hat mich heute ein Gruß erreicht, von dem mir als erstes zarte lilarote Blütenblätter in den Schoß fielen, und wie ich dann Deinen Brief in den Händen halte und dazu die Sonne ganz warm zum Fenster hereinstrahlt, muß da nicht der Frühling bei mir einkehren oder zumindest eine Vorahnung und eine starke Hoffnung auf seine Nähe." Der 22. Februar 1943 ist der Todestag von Sophie Scholl. Gegen 17 Uhr betritt sie die Hinrichtungsstätte des Gefängnisses München-Stadelheim. [.] Ihr Freund Fritz Hartnagel liegt zu diesem Zeitpunkt in einem Lazarett in Lemberg. Von Sophies Schicksal erfährt er zunächst nichts. Im Kriegsjahr 1943 sind Briefe, sofern sie überhaupt ankommen, oft tagelang unterwegs. Fritz schreibt nach dem 22. Februar noch weiter an Sophie, schmiedet Pläne für eine gemeinsame Zukunft und schildert ihr seine Liebe, eine Liebe die durch manche Höhen und Tiefen gegangen ist, zuletzt durch die Hölle von Stalingrad noch einmal geläutert wurde. Es sind Briefe, die ins Leere gehen. Denn Sophie, mit der Fritz seit sechs Jahren befreundet ist, lebt nicht mehr.