Beschreibung
DAS Buch für Alkoholabhängige, suchtgefährdete Jugendliche, Ärzte, Genuss-, Gelegenheits- und ProfitrinkerWie sieht ein Rausch von innen aus? Wie funktioniert eine Entgiftung? Bin ich Alkoholiker? Und wenn ja: Muss ich jetzt in die Gosse? Aus der Sicht eines Betroffenen, aber ganz ohne Betroffenheit, nähert sich Simon Borowiak dem heiklen Thema Alkoholismus mit all seinen Facetten - fachlich fundiert, aber verständlich, witzig-ironisch und dabei stets schonungslos direkt.
Autorenportrait
Simon Borowiak, geboren 1964, war sieben Jahre Redakteur bei dem Satireblatt "Titanic" und ist Autor des Bestsellers "Frau Rettich, die Czerni und ich" (verfilmt mit Iris Berben). 2007 erschien "ALK-fast ein medizinisches Sachbuch", laut Spiegel "ein Wunder an Komik, Recherche und Weisheit". Simon Borowiak lebt und arbeitet in Hamburg. 2007 erhielt er gemeinsam mit Margit Schreiner den Belletristikpreis der LITERA (Internationale Buchmesse in Linz).
Leseprobe
agen über Fragen, die in diesem Buch beantwortet werden. Im Zuge einer Entwöhnungstherapie hörte ich fünf Monate lang Vorträge, ließ mich von Therapeuten auseinandernehmen, diskutierte mit Mitpatienten und las mich durch einige Regalbretter Alkoholismus-Literatur. Und wurde zunehmend unwillig: Die Fachbücher waren mir zu fachlich, die Bücher von Betroffenen zu betroffen und die Ratgeber von Nichtbetroffenen zu anmaßend. Also beschloss ich anmaßend, das ultimative Alk-Buch zu schreiben: Fachlich fundiert, aber verständlich; geschrieben von einem Betroffenen ohne Betroffenheit. Und das alles im Dienste von Aufklärung, Verständnis, Naturwissenschaft und Komik. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Ratgebern bietet 'ALK' harte Fakten, weich erklärt lustige Skizzen sowie Freude am Thema Erfahrungen aus erster Hand. 'ALK' ist das Buch für alle, die schon mal einen heben. Und für alle, die schon einen zu viel gehoben haben. Und für alle, die sich mit dem Thema Alkohol beschäftigen müssen. Kurz: das Buch für Genusstrinker, Profi-Trinker, Ärzte, Therapeuten, Winzer, Angehörige, Minderjährige, Getränkelieferanten, Hirnforscher und Penner. Und damit wir uns richtig verstehen: Die Welt ist ein Jammertal, und es steht nirgendwo geschrieben, dass der Mensch den ganzen Rotz ohne kleine Hilfsmittel ertragen müsse. Ich käme auch nicht im Traum auf den Gedanken, jemandem das Recht auf Rausch abzusprechen. Sollten dergleichen Vorwürfe laut werden, weise ich sie schon jetzt zurück. Jeder Mensch sollte das verbriefte Recht auf Ekstase, Entrückung und Verzückung haben. Aber er sollte auch über die möglichen Nebenwirkungen informiert sein. Im Übrigen wünsche ich mir, dass dieses Buch der Völkerverständigung zwischen Trinkern und Nichttrinkern dienen möge. Hamburg, den 8.9.05 1 > Der Rausch Von Schwips bis Tod Doch alle Lust will Ewigkeit -, bzw.: Heute blau, morgen blau - will tiefe, tiefe Ewigkeit und übermorgen wieder. NIETZSCHE VOLKSMUND Die medizinische Fachwelt ist sich einig: Der Rauschzustand ist ein wichtiges Standbein des Alkoholismus. Wer sich mit Alkohol beschäftigt, kommt um den Rausch nicht herum. Erst das profunde Rausch-Verständnis ermöglicht ein Verständnis der Krankheit. Im Folgenden werde ich nun also den komplexen Verlauf von einer ganz normalen Nüchternheit über den Interims-Schwips bis zum Haubitzen-Vollrausch und dem werten Ableben so plausibel beschreiben, dass sogar ein Grundschulkind folgen könnte. Dazu müssen wir zunächst wissen, wie es in uns aussieht. Wer Bescheid weiß, kann weiterblättern. Wer mal Bescheid wusste, kann Wissen auffrischen. Wer noch nie einen Körper von innen gesehen hat, sollte sich die elektronenmikroskopischen Skizzen einprägen und damit bei der nächsten Gelegenheit (Stammtisch/Selbsthilfegruppe/Staatsexamen) herumprahlen. Nun gehen wir noch weiter rein; nun zum Rausch. Den muss man sich wie eine gewaltige Keilerei unter Neurotransmittern vorstellen, quasi wie eine Art neuronale Wirtshausschlägerei. Wir begeben uns jetzt also ins Allerheiligste, in ein durchschnittliches Hirn, in eine gutbürgerliche, nüchterne Neuro-Kneipe. Nennen wir sie 'Zum Oberstübchen'. Dort herrscht geschäftiges Treiben der körpereigenen Substanzen. Aus den Zapfhähnen (Drüsen) quellen Hausmacher-Hormone, Opiate, Morphine, Amine und wie die Stimmungsmacher aus eigener Produktion sonst noch so heißen; hier wird unser sogenanntes 'Stimmungs-Büffet' zusammengestellt. Und dieses Stimmungs-Büffet ist üppig: Da gibt es Ärger, Freude, Wut, Lust, Melancholie, Angst, Verzweiflung, Euphorie, Glück, Hochlaune, Tieftrauer, Langeweile, kurz: Kein Anlass, zu dem nicht die entsprechende Spezerei bereitstehen würde. Die Kellner (Botenstoffe, Transmitter) eilen umher und servieren den Gästen (Rezeptoren) den Stoff (Hormone, Morphine etc.). Und wie in jeder gepflegten Kneipe werden hier auch die neuesten Nachrichten ausgetauscht; ständig tauchen Informanten auf und berichten brühwarm über alles, was sich vor der Tür gerade tut (Reize und Reizleitu Leseprobe