Beschreibung
"Was für eine großartige Geschichte!" Patricia Briggs "Einfach unvergesslich!" Deborah Chester
Autorenportrait
Dawn Cook ist in einer kleinen Stadt in Michigan geboren und aufgewachsen. Nach ihrem »Bachelor of Science« hat sie die unterschiedlichsten Tätigkeiten ausgeübt - so hat sie sich beispielweise um die Aufzucht und Pflege steriler Korallenkolonien gekümmert -, ehe sie mit dem Schreiben begonnen hat. Die Bücher der »Wahrheiten« ist ihr gefeiertes Debüt in der Fantasy. Mittlerweile lebt sie im Süden der Vereinigten Staaten, wo sie an einer neuen Saga schreibt.
Leseprobe
Alissa schnürte es die Kehle zu, als sie den Aufwind sah, der sich in tieferem Blau vor dem ausgebleichten Herbsthimmel abhob. Er stieg wie eine Säule aus schimmernder Hitze von der offenen Fläche der Wiese auf. Unter ihr lag die eisige Kühle des umliegenden Waldes. Einzelne Baumwipfel verschwammen mit dem feuchten Kiefernduft, so schnell flog sie dahin. Der Wind, der an ihr entlangglitt, fühlte sich an wie graue Seide und klang auch so, doch statt ihrer üblichen Freude empfand sie nur Grauen vor dem, was nun kommen musste. 'Siehst du ihn?', fragte Bestie in ihren Gedanken. 'Was wird geschehen, wenn wir ihn erreichen?' 'Wir steigen auf', entgegnete Alissa in ihrem Geist und schluckte nervös. 'Die Sonne geht schon unter, und ich habe heute Abend Unterricht. Vielleicht sollten wir jetzt aufhören. Es wird schwierig, die Aufwinde zu sehen.' 'Wird es nicht. Wir üben nun schon, seit die Sonne am höchsten stand. So schwer ist es wirklich nicht, Alissa.' Die Stimme in ihrem Geist vermittelte den Eindruck eines genervten Seufzens. 'Wir sind fast da. Also, was tust du, wenn du ihn erreichst?' 'Ich äh wölbe meine Schwingen darum, schlage einen Bogen und steige kreisend darin auf?' 'Ja.' Alissas langer Schwanz zuckte gereizt. Sie war sicher, dass Bestie das getan hatte. Alissa hätte ja eigentlich nichts dagegen gehabt, aber die Bewegung veränderte ihre Flugbahn, und Alissa schnappte nach Luft. Bestie sagte nichts, sondern verließ ungeduldig den Pass und richtete Alissa wieder in Richtung Wald aus. Neben ihr war ein schwaches Keckern zu hören, als Kralle, Alissas zahmer Falke, gegen den plötzlichen Richtungswechsel protestierte. Der Vogel begleitete sie schon den ganzen Nachmittag, als glaubte er, sie brauche Ermutigung. 'Bestie', sagte Alissa, 'warum machen wir uns die Mühe? Ich hätte nichts dagegen, wenn du immer das Fliegen übernehmen würdest.' 'Ich habe gesehen, wie dein Lehrmeister uns beim Fliegen beobachtet. Er weiß, dass etwas nicht stimmt. Eines Tages könnte er erkennen, dass nicht du fliegst, sondern ich.' Bestie wandte Alissa wieder dem Aufwind zu. 'Pass gut auf. Diesmal werde ich dir nicht helfen.' 'Bestie?', dachte Alissa erschrocken, als sie die Kontrolle über den sanften Gleitflug übernahm, den Bestie für sie begonnen hatte. Doch die andere Stimme antwortete nicht. Alissa musterte den Aufwind vor ihr und wusste von zahllosen vorherigen Versuchen, dass ihr noch ein wenig Zeit blieb, ihren Mut zusammenzunehmen. Sie blickte nach vorn zur Feste. Die fast verlassene Festung schmiegte sich in den Fels des Berges. Hinter dessen Gipfel kam eine steil abfallende Klippe. Die untergehende Sonne hatte diese kahle Felswand den ganzen Nachmittag lang beschienen, bis die Hitzewellen, die der Fels verströmte, so stark waren, dass sie ihren Rakuaugen beinahe violett erschienen. Bestie hatte diese Aufwinde vorhin für wüste Flugmanöver genutzt und Alissa die fantastischen Möglichkeiten gezeigt, die solche Luftströmungen boten; dann hatte sie sich zurückgenommen und versucht, Alissa selbst das Fliegen beizubringen. Das mächtige aufwallen von Energie hinter der Feste ließ den Aufwind über dem brachliegenden Feld aussehen wie eine Waschschüssel neben einem Ozean, aber trotzdem machte dieser Luftstrom Alissa schreckliche Angst, und ihre langen Finger kribbelten bis hinab zu den Enden ihrer scharfen klauen. Die Schwingen darum wölben und mich hineingleiten lassen, dachte sie und zog die Lefzen von den langen Reißzähnen zurück, als sie spürte, wie ungeduldig Besties Gedanken wurden. 'Nicht so steif, Alissa', beschwerte sich ihr zweites, wildes Bewusstsein. 'Da sollen doch die Schwingen meiner Mutter zu Fetzen reißen, warum kannst du dem Wind nicht vertrauen? Er ist viel verlässlicher als der treueste Gefährte.' 'Gefährte?', dachte Alissa peinlich berührt. Sie war so abgelenkt, dass sie unvorbereitet gegen den Aufwind prallte. Die nach Korn duftende Luftströmung erfasste ihre Schwingen und erschreckte sie mit ihrer Kraft. Alissa s Leseprobe