Beschreibung
Schon kurz nach ihrem Umzug von Antigua nach New York unternimmt Jamaica Kincaid erste Schreibversuche, bleibt in der literarischen Welt vorerst aber ein Nobody. Bis sie 1974 den Herausgeber des New Yorker trifft: William Shawn zeigt sich begeistert von ihren Texten und stellt sie ein. Kincaids eigenwillig-originellen Beiträge erscheinen fortan in der 'Talk of the Town'-Kolumne. Mal legt sie als Story einfach die Spesenabrechnung vor, ein andermal tippt sie ein aufgeschnapptes Gespräch über Sting ab, statt eine Konzertkritik zu schreiben. Und auch die Absurditäten des Verlagswesens schildert sie schonungslos. Mit einem feinen Gespür für Ironie und Komik hält Kincaid in ihren Kolumnen fest, wie sie die Welt der Bücher und Partys, der Mode und Popmusik kennenlernt. Erst später druckt der New Yorker auch Kincaids fiktionale Geschichten. Ihren eigenen Stil und ihren unverwechselbaren Sound hat sie da bereits gefunden. Und so dokumentieren die zwischen 1974 und 1983 entstandenen 'Talk Stories', die hier erstmals auf Deutsch versammelt sind, eindrücklich Kincaids Entwicklung von einer jungen Autorin, die selbstbewusst ihre Beobachtungen notiert, zu einer der bedeutendsten Schriftstellerinnen unserer Zeit.
Leseprobe
'Ich wollte Schriftstellerin sein. Aber ich wusste nicht, wie man das macht, ich wusste nicht, wie Schreiben geht. In dem Moment, als Mr. Shawn meine Wörter veröffentlichte, die Gedanken, die ich im Kopf hatte, da wusste ich, ich könnte Schriftstellerin werden, und ich wurde Schriftstellerin. Die Wörter, die ich sagte, die Gedanken in meinem Kopf, das war mein Schreiben, ich musste nicht von den Leuten abstammen, die lange die Welt beherrscht hatten, die sich die Welt, in der ich lebte, vorgestellt und sie dann real gemacht hatten. Dieser Moment wurde mein Moment.'