Ein vor kurzem emeritierter Professor, der verwitwet ist und in einem Haus am See in der Mark Brandenburg wohnt, sinnt über sein Leben und denkt darüber nach, was er mit seiner neuen Freizeit anfangen soll. Als er eines Tages über den Oranienplatz in Kreuzberg spazieren geht, kommt er in Kontakt mit ein paar Afrikanern, besucht sie wieder und beschließt, sich Notizen über deren Schicksale zu machen. Unversehens ist der Professor in dieser Sache mehr involviert als er es anfangs beabsichtigt hatte.
In diesem Buch geht es um die Flüchtlingsproblematik und insbesondere um die Flüchtlinge, die damals auf dem Oranienplatz in Zelten untergebracht waren. Die Autorin hat zwei Jahre mit der Vorbereitung dieses Buchs verbracht. Sie hat die Menschen dort besucht, Interviews mit ihnen geführt und versucht, sich in ihre Welt hineinzuversetzen. Es ist ihr, wie ich finde, sehr gut gelungen. Mit ganz einfachen Sätzen schildert Erpenbeck eindringlich die unterschiedlichen Schicksale und der vergebliche Kampf der traumatisierten Menschen gegen die Willkür der Gesetze. Als Leser(in) fühlt man sich, wie der Professor im Buch, immer mehr reingezogen in die Tragödien, die sich hinter der Fassade verbergen.
Ein Buch, das unsere Denkgewohnheiten infrage stellt und zum Nachdenken (und Handeln) anregt. Ein wichtiges, aufrüttelndes Buch!
Gelesen und empfohlen von Monique Saulnier