Anfang 45. Ein Dorf in der Nähe vom bombardierten Kiel. Die zwölfjährige Luisa genießt trotz aller Entbehrungen der letzten Kriegsmonate und dem Eintreffen immer neuer Flüchtlinge so manche Freiheit. Sie streift durch die Wälder und flüchtet sich in die Welt ihrer Bücher, dabei versuchend die Kriegsgeschehnisse um sie herum zu verstehen. Doch auch sie wird zwangsläufig mit dem Wahnsinn und schrecklichen Ereignissen konfrontiert, sodass sie am Ende mit vollem Recht sagen kann: „Ich habe alles erlebt.“
Genau wie in seinem großartigen Buch „Im Frühling sterben“ (Suhrkamp Taschenbuch)) gelingt Ralf Rothmann ein erschütterndes Buch über die letzten Monate eines grausamen, sinnlosen Krieges und macht in kurzen Sequenzen aus dem Dreißigjährigen Krieg klar, dass der Mensch auch nach vierhundert Jahren nichts dazugelernt hat. Das Ganze wie immer in einer knappen, verdichteten und präzisen Sprache. Für mich ist Rothmann eine der wichtigsten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur.
Gelesen und empfohlen von Thilo Schmidt